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Leseberichte Klett-Cotta • Literatur Klett-Cotta

Lesebericht: Iris Wolff, Die Unschärfe der Welt. Roman

21. August 2020 | Autor: Heiner Wittmann

Im ihrem neuen Roman > Die Unschärfe der Welt erzählt Iris Wolff die Geschichte einer Familie vier Generationen lang aus dem Banat, deren Mitglieder trotz Trennungen über Grenzen eng zusammenhalten. Sie stellt ihre Protagonisten in Situationen, in denen alles auf dem Spiel oder auf Messers Schneide steht, in denen es um die Existenz geht, die Wahl entscheidet über das Leben, ja es sind die Werte, die Erinnerungen, die Wünsche, die die Existenz aller in dieser Familie prägen und aufgrund derer sie immer wieder neue Entscheidungen treffen müssen. Aber über Generationen hinweg ändern sich auch für die Einzelnen die Umstände, aber es gibt auch Kontinuitäten. Personen, die von außen in diesen Kreis dazu kommen, eine Zeitlang abwesend sind und später wieder auftauchen, ganz vertraut. Hinzukommt noch der wunderbare Stil von Iris Wolff, mit dem sie ihre Leser/innen so bedingungslos in die hier versammelten Geschichten hineinzieht.

> Nachgefragt: Iris Wolff, Die Unschärfe der Welt

Florentine hat Blutungen, sie ist nachts per Kutsche im Schnee unterwegs, um die nächste Klinik zu erreichen. Sie will ihr Kind nicht verlieren. Dann wird Samuel geboren. Was er wohl hat, mit zweieinhalb spricht er immer noch nicht. Hannes der Pfarrer hatte sie mit ins Banat genommen, als ihm die Stelle eines Pfarrers angeboten worden war. Immer wieder mal hatten sie Hausgäste, nun waren es Bene und Lothar, die drei Wochen bei ihnen blieben. Draußen auf dem Feld bei den Schafen ist es dann so weit, „Zapada“, (N. B. so wird > Zapada geschrieben. W.), sagt Samuel.“

Iris Wolff nominiert zum Deutschen Buchpreis 2020

„Es gab eine Zeit, die vorwärts eilte, und eine Zeit, die rückwärts lief. Eine Zeit, die im Kreis ging, und eine, die sich nicht bewegte, nie mehr war als ein einzelner Augenblick.“ (S. 41) Ruth und Severin betrauern den Tod ihres ertrunkenen Sohnes Echo. Hannes musste die Eltern besuchen und mit ihnen die Beerdigung vorbereiten. Auf dem Weg nach Hause denkt er über das Banat nach und an Samuel, der jetzt sprach: „…ein Gemisch aus dialektal gefärbtem Deutsch, Rumänisch und Slowakisch“ (S. 47) Dann kam die Sache mit Konstanty Novac, der bei einem unangemeldeten Besuch bei Hannes, nachdem er sich betrunken hatte, vor die Tür gesetzt wurde. Kurz darauf muss Hannes im Polizeipräsidium erscheinen und wird wegen seiner Kontakte verhört.

Karline hatte drei Söhne unter ihnen Hannes. In Rückblenden wird die Geburt von Hannes nachts auf hoher See in Kabine 167 erzählt. Wenn Samuel bei seiner Großmutter zu Besuch ist, liebt er es sich zu verstecken. Wieder einmal wird er gesucht und in einer Schafherde gefunden: „Ich will Schäfer werden.“ (s. 91)

Stana hatte gebadet und beim Abtrocknen stand plötzlich Samuel vor ihr: „‚Dreh dich um‘, sagte Stana.“ (S. 98) – Sie waren immer zusammen gewesen: „Samuel hatte, ohne es zu wissen, die Landkarte ihres Körpers für sich eingenommen… “ (S. 101) – Es folgt der Gottesdienst unter der Leitung von Samuels Vater, dann Stanas und Samuels gemeinsames Baden…

Die Art und Weise, wie die einzelnen Geschichten dieses Bandes dazu drängen, insgesamt als eine Einheit wahrgenommen und verstanden zu werden, macht den ganzen Reiz dieses Romans aus. Samuel steht im Mittelpunkt aber in einem engen Beziehungsgeflecht mit seinen Eltern und Freunden. Ein bisschen auch ein Erziehungsroman, wie er die Umgebung seiner Angehörigen hineinwächst, wie seine Umgebungen seinen Handlungsspielraum beeinflusst.

Nicht nur die Geschichte mit Samuels Freund Oz ist in diesem Buch eine Abrechnung mit der Diktatur in Rumänien: „Jedes System ist ein Phantasieprodukt.“ (S. 129) Samuel besorgte das Flugzeug…

Im vorletzten Kapitel „Jupiter“, der von Benes Tante und ihrem Buchladen erzählt, steht eine kleine, leicht verständliche Apologie des Buches: da heißt es u. a.: verschwindet ein Buch,  findet man es nicht mehr, kauft man es noch einmal, aber man muss es erst ganz lesen, damit es einem wieder gehört. Es geht um Bücher rund Gedächtnis (S. 155), so wie in diesem ganzen R0man. Später lernt Bene Samuel kennen. Die Rückreise in sein Dorf wird zur Heimreise in die Vergangenheit mit Überraschungen: S. 180.

Stana, ihre Tochter Liv und Jarik sind die Hauptpersonen in der letzten Geschichte. Zu Karlines Beerdigung kommen Florentine und Hannes. Noch eine Begegnung zwischen Liv und Samuel. > Die Unschärfe der Welt, manches wird nur angedeutet und lebt von der Imagination des Lesers, der, wie oben gesagt, selber die Geschichte zusammenfügt. Aber es ist auch ein sehr persönliches Buch, in dem möglicherweise Erinnerungen an die Heimat mitschwingen, aber ganz unabhängig vom biographischen Fragen gewinnt der Leser alles, und sogar mehr, wenn er sich von der Autorin auf diese Reise mitnehmen lässt.

Dieses Buch gehört zu den Büchern, aus denen ich Ihnen jetzt gerne einige Kapitel vorlesen möchte.

Iris Wolff
> Die Unschärfe der Welt
Roman
1. Aufl. 2020, ca. 216 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-608-98326-5

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