Nachgefragt: Christiane Eichenberg, Robert Bering, Die Psyche in Zeiten der Corona-Krise Herausforderungen und Lösungsansätze für Psychotherapeuten und soziale Helfer

In Zeiten der > Corona-Krise ist alles anders. Viele sitzen im > Homeoffice und unser TV-Team hatte gestern Nacht Premiere. Zum ersten Mal waren wir zu dritt bei einem Interview an drei verschiedenen Orten. Krisenbedingt hapert es dann auch ein wenig mit der Technik. Die Bild- und Tonqualität ist nicht so wie gewohnt – HD-Cameras kann man seit Wochen nirgends kaufen – aber trotzdem haben wir von unseren Gesprächspartnern sehr interessante Antworten erhalten:

Frau Professor Dr. Eichenberg leitet das Institut für Psychosomatik der Fakultät für Medizin an der Sigmund Freud Universität Wien. Professor Dr. Bering ist Chefarzt des Zentrums für Psychotraumatologie der Alexianer Krefeld GmbH und lehrt im Departement Heilpädagogik und Rehabilitation der Humanwissenschaftlichen Fakultät an der Universität Köln.

Sie beide geben in der Reihe Fachbuch bei Klett-Cotta ein Buch mit dem Titel > Die Psyche in Zeiten der Corona-Krise Herausforderungen und Lösungsansätze für Psychotherapeuten und soziale Helfer heraus. Der Band wird am 23. Mai erscheinen, als E-Book wird er schon ab Ende April erhältlich sein.

Wir wissen noch gar nicht, was das Corona-Virus mit uns noch alles anstellen wird. Überall wird mit großem Aufwand nach einem Impfstoff gesucht. Derweil gibt es Kontaktsperren, Quarantäne, alle Großverstaltungen wie auch das Oktoberfest in München sind erstmal ausgesetzt und abgesagt. Die Schulen werden erst ganz allmählich wieder öffnen. Was diese Folgen mit ihrer bisher nicht gekannten sozialer Isolation mit uns machen, ist bis noch gar nicht abzusehen:

Menschen mit psychischen Erkrankungen, wie Depressionen oder Ängsten aller Art geraten durch die Pandemie in ganz neue Schwierigkeiten.In dieser Situation erscheint das Buch über „Die Psyche in Zeiten der Corona-Krise“, in dem 21 Fachleute zeigen, wie es jetzt weitergehen könnte. Hinzufügen ist, die Zeit drängt, weil Belastungsredaktion mit bis zu sechsmonatiger Verzögerung auftreten können.

Der erste Satz des Vorworts klingt wie ein Motto für Ihr Buch „Wie können wir mehr Abstand halten und trotzdem näher zusammenrücken?“ Das Virus ist ohne Zweifel gefährlich – aber reden wir zu wenig über die sozialen Folgen dieser Pandemie? Viel sind gar nicht betroffen aber auch viele erleben die Pandemie mit voller Wucht: „letale Bedrohung, Existenzängste, „social distancing“ im Außenkontakt, „social pressuring“ im engsten Umfeld“. Jürgen Habermas in der Frankfurter Allgemeine vom 10.4.2020 wird zitiert, der anlässlich eines Gesprächs über die Pandemie erklärte: „So viel Wissen über unser Nichtwissen gab es noch nie“.

Segeln wir auf Sicht? In dem Vorwort steht „Bisher haben wir noch keine empirischen Erkenntnisse gewonnen, wie die psychosozialen Auswirkungen der COVID-19 Pandemie einzuschätzen sind.“ Wir haben die beiden Herausgeber gefragt, worauf sie die die Autor/innen ihres Buches stützen?

Ihr Buch hat drei Teile: Zuerst werden Modelle der psychosozialen Notfallversorgung entwickelt. Professor Bering hat uns die eine Anpassung dieser Notfallversorgung  während der Pandemie erläutert.

Der zweite Teil untersucht spezifische Anpassungen in der Corona-Pandemie: Professor Eichenberg hat uns erklärt die Unterstützung der online-Psychotherapie und andere digitalen Interventionsangebote (E-Mental Health) den direkten Kontakt zwischen Therapeut und Patient nicht ersetzen aber ergänzen kann?

Im dritten Teil geht es um die Therapie für spezifischen Zielgruppen und Risikopatienten. Wir haben nach Behandlungsangebote, die direkt diesen Zielgruppen, die aktuell einem besonderen Stress ausgesetzt sind, zugutekommen könnten: Jugendliche, Alleinerziehende oder Angehöriger der Heilberufe.

Die Behandlungsangebote und deren Entwicklungen, von denen in ihrem Buch berichtet wird, setzt voraus, dass Sie ein Bild von der weiteren Entwicklung dieser Pandemie vor Augen haben. Wir haben die Herausgeber gefragt, was erwartet uns noch erwarten könnte?

Robert Bering, Christiane Eichenberg (Hrsg.)
> Die Psyche in Zeiten der Corona-Krise
Herausforderungen und Lösungsansätze für Psychotherapeuten und soziale Helfer
1. Aufl. 2020, ca. 256 Seiten, broschiert
ISBN: 978-3-608-98411-8