Schon wieder ein Monat rum. Burkhard Müller, er ist Dozent für Latein an der TU Chemnitz, zieht in seinem Aufsatz Trost im Fell des Nachbarn alle Register der Interpretationen zu Kafka und berichtet über die Tiere in seinem Werk. Ihm geht es um den Höhepunkt in Kafkas Werk, den Müller in den drei Tierparabeln sieht. Und er erklärt, wie die Fabeln funktionieren: „In den Tieren der drei Fabeln erst vollbringt Kafka den Streich der übersteigendenden Beschränkung.“ (S. 283) Müller verbindet syntaktische Anmerkungen mit Sinndeutungen. Sein Aufsatz macht Lust darauf, Kafka wiederzulesen. Die Forschungen eines Hundes, so wie Müller sie hier interpretiert, könnten auch zusammen mit seinem Aufsatz Schülern, denen der Zugang zu Kafka als schwierig erscheint, Ansätze, Kafka besser zu verstehen, eröffnen.
Seit vielen Monaten gibt es im Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur immer mehr störende Zwischenmusiken. Kaum wird ein Hörmagazin angekündigt, geht das Gedudel los. Deswegen hören ich die beiden Sender nur noch ganz selten. Jens Hagstedt untersucht den Unterschied zwischen > „ernster“ und Unterhaltungsmusik Und zitiert den Aufsatz Carl Dahlhaus, „Ist die Unterscheidung zwischen E- und U-Musik eine Fiktion?“ (in: Ekkehard Jost (Hg.), Musik zwischen E und U, Mainz, Schott 1984). Natürlich nicht, wäre meine erste Antwort, sonst würde ich die beiden genannten Sender noch gerne hören. Aber die Lektüre des Aufsatzes von Hagstedt belehrte mich eines Besseren. Aber letzten Endes ist es doch eine Geschmacksfrage, und ich brauche die Zwischenmusiken im DLF auch weiterhin nicht.
Andreas Kuhlmann schreibt in seinem Aufsatz Zweimal „Deutsche Kultur“ über Wilhelm Furtwängler und Thomas Mann. Und Jens Malte Fischer macht sich Gedanken um Hans Pfitzner nach: großer Komponist und/oder großer Nazi? – Detlev Schöttker wundert sich über Die Wirklichkeit unserer Städte, deren Wiederaufbau in der deutschen Literatur eigentlich übersehen wurde. Ulrike Ackermann hat die Soziologiekolumne verfaßt: Aufklärungsfundamentalismus und Schuldkomplex. Norbert Bolz rezensiert den Band von Heinz Schlaffer, Das entfessselte Wort. Nietzsches Stil und seine Folgen (München, Hanser, 2007) und Hans Rudolf Vaget hat das Buch von David Clay Large über die Nazi Games, The Olympics of 1936 (New York, Norton 2007) gelesen.
Uwe Jochum hat sich mit dem Unfug der Rankings im Wissenschaftsbereich beschäftigt: Die Folge ist die Vernichtung der Geisteswissenschaften. Schade, der Artikel steht im Bereich der Marginalien, obwohl das Thema spielend ein ganzes Heft füllen könnte: Forschungscluster, Exzellenzinitiativen, Evaluationen, die Kosten für das Zählen von Aufsätzen und Zitaten (mittels „Web of Science“ von Thomson Scientific), Elitemittel, Drittmitelfinanzierung (= „Doping … das gezielte EInbringen fremder Interessen“ S. 347), die „Organisation von Verantwortungslosigkeit“ (S. 348), fehlt nur noch die „Unterbindung des ungeahnt Neuen“, wie Jochum das aufmerksamkeitsheischende Publizieren auf den Punkt bringt. – Michael Maar notiert anläßlich des jüngsten Suppplementbandes Über Nachgelassenes und Wiedergefundenes, mit dem Luzius Keller Keller die Werkausgabe von Marcel Proust abschließt, einige Ungereimtheiten Im Werk des Autors auf der Sche nach der verlorenen Zeit. Jörg Drews erinnert wehmütig an Walter Kempowski. Und zum Schluß fragt Hans-Ulrich Gumbrecht, ist eins der größten Filmwerke, Coppolas „Paten“-Trilogie, das Abbild der amerikanischen Ideologie oder gar Mythologie?