Lesebericht: Konfliktdynamik 1/2018

Das erste Heft im neuen Jahr der Zeitschrift > Konfliktdynamik 1/2018 behandelt die Themen „Flucht – Migration – Integration“. Die Herausgeber unterstreichen in ihrer Einleitung zu Recht: „Kollektive Gewalttätigkeit war schon immer eine Geißel der Menschheit und macht nicht vor unserer nationalen Haustür halt.“ Das Thema hat eine weltweite Dimension und auch in Europa kann kein Staat diese Probleme alleine bewältigen. „Das Thema ist von überwältigender Komplexität. Es fehlt nach wie vor an interdisziplinärer Forschung und Praxis, die dieser Vielfältigkeit gerecht wird,“ fügen die Herausgeber hinzu. Zu dieser großen Lücke leistet diese Ausgabe interessante Analysen.

In ihrem Beitrag stellen Elsbeth Kals und Alexander Redlich den Themenschwerpunkt dieses Heftes vor: Die Zahl der weltweit Geflohenen ist schwer einzuschätzen. 2016 habe die Bundesregierung von rund 65 Millionen Flüchtlingen gesprochen. Dabei muss man auf die Wortwahl achten. Handelt es sich um Flüchtlinge oder Migranten? 2015 seien über eine Million Flüchtlinge nach Deutschland gekommen, die Hälfte von ihnen waren Kinder.

Dirk Splinter und Ljubjana Wüstehube berichten in ihrem Beitrag „Mediation und Dialog in Unterkünften für Geflüchtete und in deren Umfeld“ von übergreifende Erfahrungen aus Mediationsprojekten im Bereich der Arbeit mit geflüchteten Menschen. Sie beobachten Konflikte zwischen Bewohner/innen von Gemeinschaftsunter künften, Bewohner/innen und Mitarbeiter/innen der Unterkünfte sowie zwischen Geflüchteten und ihrem Umfeld, speziell Anwohner/innen von Not¬ und Gemeinschaftsunterkünften. Zum Vergleich nennen sie Projekte in Deutschland, Europa und Afrika und mögliche Bewältigungsstrategien.

> Der Vergleich (XIII) : Die Menschenrechte in Frankreich und Deutschland – 19. Juli 2016

> Bericht von Frau Annegret Kramp-Karrenbauer und Herrn Jean-Marc Ayrault zur Förderung der Integration in unseren Gesellschaften – 9. April 2016 von H. Wittmann

Im zweiten Beitrag dieses Heftes > Konfliktdynamik 1/2018 wird von Michael Reiss die Flüchtlingsproblematik als Bewährungsprobe und Entwicklungschance für Konfliktmanagement analysiert. Die Flüchtlingsproblematik ist hochkomplex und muss den Verbund mehrerer Konfliktfelder und die Unbestimmtheit von Parteien, Konfliktgegenständen und Strategien berücksichtigen. Neben den Geflüchteten sollte man Verursacher der Flucht, Manager/innen (inkl. Helfer/innen) und Betroffene (einschl. Bürger/innen in den Aufnahmeländern) in den Block nehmen. Ziel ist die Versorgung der Flüchtlinge, wozu Anregungen für die Arbeit von Koordinatoren/innen und Konfliktma nager/innen, die Schaffung eines Problembewusstseins und die Formulierung konkreter Lösungsansätze gehören. Aber im Zusammenhang mit den Flüchtlingen wird die Konfliktforschung gefordert. S. die Hamburger Konflikt lotsenschulung, in; Konfliktdynamik 2/2018.

Metzner et al. befragten Psychotherapeut/innen und Dolmetscher/innen zu Herausforderungen und Konflikten im Umgang mit geflüchteten Patient/innen. Die Einbeziehung der Dolmetscher/innen verweist auf die Komplexität, aber auch die Konflikthaftigkeit dieser therapeutischen Arbeit wider. Es geht dabei auch um Misstrauen im Zusammenhang mit nationalen, ethnischen und religiösen Vorurteilen, Probleme bei der Zuweisung von Psychotherapieplätzen. Leider erhält nur ein Bruchteil der Geflohenen mit traumatischen Belastungen psychotherapeutische Behandlung. Besonders schutzbedürftig sind dabei unbegleiteten minderjährige Kinder und Jugendliche. Dazu gibt es Menorenprogramme an: s. Heinemann/ Kals, in Konfliktdynamikl 2/2018.:


„Das neue Doppelheft PSYCHE – Heimat Fremdheit Migration ist in unserer Redaktion angekommen. Mit der Überschrift zu seinem Editorial zu dieser Ausgabe hat Werner Bohleber die richtigen Worte gewählt: „Die Psychoanalyse in einer globalisierten Welt“. Es geht in diesem Heft um Migranten und Flüchtlinge, die zwischen ihrer Heimat und den Aufnahmeländern unterwegs sind. In erster Linie geht es gemäß des Titels dieser Zeitschrift um ihre Psyche und um die Ursachen der Migration, zu denen auch die Globalisierung gehört, die als Fakt nicht einfach wie eine Fluchtursache zu bekämpfen ist, […]“ stand in unserem > Lesebericht: PSYCHE – Heimat Fremdheit Migration.


Isabel T. Strubel und Elisabeth Kals berichten in ihrem Beitrag in Konfliktdynamik 1/2018 „Scope of Justice und freiwillige Engagements in der Flüchtlingshilfe“. Sie untersuchten aus gerechtigkeitspsychologischer Sicht die Wahrnehmung der Flüchtlingssituation und die Notwendigkeit, Geflüchtete zu unterstützen und zu integrieren, analysiert. Dabei nutzen sie den Scope of Justice einbezogen, der besagt, inwiefern die eigenen Gerechtigkeitsvorstellungen auch für Flüchtlinge gelten. Eine Online-Fragebogenstudie an einer Gelegenheitsstichprobe von 198 bislang nichtengagierten Personen zeigt, dass der Scope of Justice und Gerechtigkeitsemotionen hinsichtlich der Flüchtlingshilfe differenziert und hoch ausgeprägt sind.


Der Band > Bindung und Migration, den Karl Heinz Brisch gerade bei Klett-Cotta herausgegeben hat, kommt wie gerufen. 300 000 neue Schülerinnen und Schüler sollen in diesem Jahr in unseren Schulen dazu kommen. Das sind Kinder und Jugendliche, die als Flüchtlinge mit oft traumatischen Erlebnissen, Gewalt, Tod, Bomben und Flucht unter meist dramatischen Umständen zu uns flüchten. Dieser Band geht auf die Internationale Konferenz Bindung und Migration, die von der Abteilung Pädiatrische Psychosomatik und Psychotherapie am Dr. Haunerschen Kinderhospital der Ludwig-Maximilians-Universität am 11. und 12. Oktober 2014 veranstaltet wurde, zurück, deren Beiträge hier vorgelegt werden.“ […] So begann unser > Lesebericht: Karl Heinz Brisch (Hg.), Bindung und Migration.


Regina Weissmann und Joachim Thomas haben „Facetten kultureller Identität. Konfliktpotenzial oder Chance?“ analysiert. Identitätsentwicklung stellt eine der wichtigsten Entwicklungsaufgaben der Adoleszenz und des frühen Erwachsenenalters dar. Eine aktuelle Interviewstudie zeigt verschiedene Facetten kultureller Identität bei türkischstämmigen Migrantinnen und Migranten der zweiten Generation auf und beschreibt, wie diese sich von den Mitgliedern der Aufnahmegesellschaft wahrgenommen fühlen.


„Wir haben Hans Hopf im Verlagshaus von Klett-Cotta getroffen und konnten nachfragen: Die Erinnerung an das eigene Flüchtlingsschicksal und die psychoanalytische Betrachtung der Flüchtlingskinder heute, insbesondere der nichtbegleiteten Kinder und Jugendlichen, die bei uns auf der Suche nach Beistand und Hilfe ankommen, machen sein Buch zu einer Pflichtlektüre für alle. die mit Flüchtlingskindern zu tun haben…“ > Nachgefragt: Hans Hopf, Flüchtlingskinder gestern und heute, bitte weiterlesen: > Lesebericht: Hans Hopf, Flüchtlingskinder gestern und heute.