Lesebericht: Merkur 801 – Nov. 2016

merkur-11-2016Stephan Wackwitz wohnt schon fünf Jahre in Tiflis und berichtet über den architektonischen Niedergang der Stadt. Im Dieter Gosewinkel fragt, ob das Staatsbürgerschaftsrecht noch zeitgemäß ist: „Ein Relikt europäischer Rechtskultur?“ „Es geht also um die Frage, ob und inwieweit die personale Grenzziehung zwischen politischen Einheiten dem Einzelnen die Basis und ein Mehr an Schutz und Freiheit seiner Person gab und gibt.“ (S. 19) Sein Fazit: „Stellen wir uns vor, dass die Staaten der Union ihren politischen Bund in Zukunft enger schließen. Dann ersetzen sie ihre nationalen Staatsangehörigkeiten durch eine Unionsbürgerschaft und überführen die national vielgestaltige in eine einheitliche Institution des ius publicum europaeum.“ Ist er seiner Zeit weit voraus oder entwickelt er nur logisch weiter, was die EU begonnen hat? Ernst-Wilhelm Händler stellt fest: Das Universum ist auch nicht mehr das, was es einmal war: „zur modernen Ksomologie der Möglichkeiten“. In seiner Religionskolumne berichtet Friedrich Wilhelm Graf über die »Letzten Gespräche« Benedikts XVI.
Christina Dongowski erinnert an die am 28. April 2016 verstorbene britische Autorin Jenny Diski, deren letzte Texte über ihre letzten Jahre als Buch In Gratitude, New York: Bloomsbury 2016 vorliegen.

> Lesebericht: Jenny Diski, Küsse und Schläge

Julia Griem vergleicht die mehrbändigen Werke von Elena Ferrante und Karl Ove Knausgård miteinander: „Nahkampf auf der Langsrecke“. Achim Wagner übersetzt ein Gedicht der türkischen Lyrikerin Müesser Yeniay – und erklärt seiner Übersetzerarbeit.

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Heiko Christians schreibt über Selbstradikalisierung in Bibliotheken und vor Bildschirmen und errinnert and ie Bibliotheksarbeiten von Lenin: „Man stelle sich nun einfach mal vor, wie jemand heutzutage im World Wide Web zunächst angesichts der schieren Menge der Funde verzweifelt, wenn er auf vergleichbare Wahrheits- und Rollensuche, nicht aber auf Wissenssuche geht. Man stelle sich vor, wie dieser (sich) suchende, schon irgendwie »geladene« anonyme Nutzer surfend, klickend, spielend, chattend, postend (oder welche Gebrauchsformen digitaler Kommunikationstechnik er auch immer wählt), wie dieser Suchende unter solchen Bedingungen eine tragfähige Selbsterzählung zustande bringen soll, die sich mit jedem Klick oder Post bestätigt, statt sich in bloßes (für ihn wertloses) Mehrwissen oder gar in dieselben Belanglosigkeiten aufzulösen, die die anderen dort vermeintlich auch immer schon treiben.“ (S. 83) … „Die Zeiten der alten Leser und Bibliotheksbenutzer sind wohl vorbei.“ Nein, das glaube ich nicht: > Essai. Lernen und Studieren mit dem Internet. 30. September 2016 von H. Wittmann

Christoph Schönberger liest und erinnert an Carl Schmitt als Literaten. Und Harry Walter sieht sich ein Fotoalbum von Wehrmachtssoldaten an.

> MERKUR Heft 11 / November 2016 – Heft 810