Die Antrittsvorlesung von > Patrick Boucheron im Collège de france, die er dort am 17. Dezember 2015 gehalten hat: > Ce que peut l’histoire – mit dem Video zum Download.
Der > Merkur 804 – Mai 2016 hat eben die Übersetzung dieser > Antrittsvorlesung in voller Länge veröffentlicht.
„…la lumière ne peut-elle pénétrer ces masses? Revenons à ce cri : Lumière! et obstinons-nous-y! Lumière! lumière! –Qui sait si ces opacités ne deviendront pas transparentes? les révolutions ne sont-elles pas des transfigurations? Allez, philosophes, enseignez, éclairez, allumez, pensez haut, parlez haut, courez joyeux au grand soleil, fraternisez avec les places publiques, annoncez les bonnes nouvelles, prodiguez les alphabets, proclamez les droits, chantez les Marseillaises, semez les enthousiasmes, arrachez des branches vertes aux chênes. Faites de l’idée un tourbillon.“
Victor Hugo, Les Misérables, III,1,2
> Patick Boucheron, Jahrgang 1965, hat sich auf das Mittelalter und die Renaissance in Italien spezialisiert. Mit Beginn des neuen Studienjahres 2015/106 ist er Professor am > Collège de france. Er begann seine Universitätskarriere 1994 mit einer Arbeit über Le pouvoir de bâtir : urbanisme et politique édilitaire à Milan aux XIVe et XVe siècles. Er war maître de conférences an der École normale supérieure de Fontenay/Saint-Cloud und wechselte 1992 zur Universität Paris 1 Panthéon-Sorbonne. Sein Lehrstuhl im Collège de France trägt die Bezeichnung: > „Histoire des pouvoirs en Europe occidentale (XIIIe???XVIe siècles)“.
In seiner Antrittsvorlesung erinnert ihn die Atmosphäre auf der Place de la République an eine eine Passage aus den > Les Misérables von Victor Hugo: „Tenter, braver, persister, persévérer, s’être fidèle à soi-même, prendre corps à corps le destin, étonner la catastrophe par le peu de peur qu’elle nous fait, tantôt affronter la puissance injuste, tantôt insulter la victoire ivre, tenir bon, tenir tête; voilà l’exemple dont les peuples ont besoin, et la lumière qui les électrise.“
Und dazu gehört die Antrittsvorlesung wenn „Paris, die Welt repräsentiert“ von Jules Michelet am 23. April 1838 am Collège de France, in der er die Statd als große Kreuzung beschreibt, „an der sich die Wege aller nationen treffen.“ (Vgl. P. Boucheron, « Paris représente le monde : Jules Michelet, 23 avril 1838 » et « La leçon inaugurale de Georges Duby (4 septembre 1970) » , dans Pierre Toubert et Michel Zink dir., Moyen Âge et Renaissance au Collège de France, Paris, Fayard, 2009, p. 37 – 51 et p. 469 – 475.) Man merkt, dass Boucheron mit der Geschichte der Stadt als sozialer und historischer bestens vertraut ist, Kreuzungen und Plätze, das sind die eigentlichen Lebensräume einer Stadt : > Arnulf-Klett-Platz oder Plätze sind in Stuttgart oft Straßen oder warum hat Stuttgart keine Platzkultur?.
Wozu eigentlich soviel Geschichte? Fragen sich manche. Und dann sind es die grundlegenden Texte, die uns die Aufgaben, das Vermögen die Kapazitäten der Geschichtsschreibung vor Augen führen. „Was vermag Geschichte?“ fragt Patrick Boucheron und erläutert uns, warum diese Disziplin zu den so große Leidenschaften auslösen kann.
Sein Bescheidenheitstopos fällt besonders heftig aus, als er seine Antrittsvorlesung hält: „.. der animalische Trieb, unmittelbar die Flucht zu ergreifen, und gleichzeitig hämmern die Worte von innen an meine Schläfe.“ S. 7 Auch dazu passt die Frage Boucherons, die er sich als Historiker stellt: „Wo liegt die Gefahr?“ S. 8
Zunächst erläutert Boucheron anhand der Bezeichnung seines Lehrstuhls seine Auffassung der Epocheneinteilung und deren Implikationen. Boucheron möchte Le Goff in dessen Entperiodisierung folgen. (cf. S. 16) Geschichte, deren „unterste Schichten nach wie vor aktiv sind“… „fördert, mit andern Worten, Einsichten in die gegenwärtige politische Situation zutage.“ S. 12 f.
Er skizziert die Geschichte der Machtformen ab dem 13. Jh. der er seine Arbeit am Collège de France widmen möchte. Er berichtet auch über die eigenen Erlebnisse, die ersten Vorlesungen von Georges Duby am Collège de France 1985, warum haben wir uns dort nicht getroffen, damals habe ich dort auch die Vorlesungen von Andre Chastel gehört? Und Boucheron will zeigen, wie die langsame Lektüre der antiken Texte mit dem „Drängen der Gegenwart“ S. 27 in Überstimmung gebracht werden muss. Soviel zum Thema, wir sind nicht zu spät, das will er mit seiner Vision der Geschichte, mit seiner historische Erfahrung den Jüngeren erklären. Er will auch folgerichtig den Gewissheiten der Historiker entgegentreten, denn die Geschcihte ist offen und kennt keine Finalität. Gelassener (angesichts des Chaos) werden, das erinnert wieder an seinen Gang über die Place de la République.