MERKUR 812 – Januar 2017 – 71. Jahrgang

merkur-812-jan-2017Der MERKUR wird 70 Jahre alt: Das Dokument, mit dem die französische Besatzungsbehörde Hans Paeschke die Lizenz erteilte, trägt als Datum den 4. November 1946.

Der MERKUR feiert das Jubiläums und das > Geschenkabo (das nach einem Jahr automatisch endet) gibt es für nur 80 statt 120 Euro – eine Buchprämie für die oder den Schenkende/n gibt es obendrein.

Dazu:

> Rupert Neudeck – 1939-2016

> Die Migranten und die Menschenrechte

> Der Vergleich (XIII) : Die Menschenrechte in Frankreich und Deutschland

> Der Tag der Menschenrechte am 10. Dezember 2015

Der Historiker Stefan-Ludwig Hoffmann (Berkeley) erklärt, wie sehr sich der Begriff der „Menschenrechte“ insbesondere seit den neunziger Jahren verändert hat. Nein Historiker sind keine „Leichenbeschauer“ (S. 5), ihre Gegenstände sind keinesfalls abgeschlossen oder irrelevant für die Nachkommenden. Die Leidenschaft des Historikers für sein Fach findet seinen Ursprung in der Bedeutung früherer Ereignisse und Epochen für unsere Gegenwart und für unsere Zukunft. Geschichtsschreibung ist immer auch ein Korrektiv für unsere Zeit. Denken Sie nur an das Gejammere, heute sei alles so schnell und so vernetzt, und dabei vergisst man, dass ein 20-jähriger in Paris 1789 eine Beschleunigung der Zeit erlebt hat, die wir heute kaum ahnen können. Ohne zweifel waren die Menschenrechte noch nie so gefährdet wie heute. Aber jeder Historiker muss bei diesem Zeit stutzen. War es um sie seit Ihrer Verkündung vor 227 Jahren: Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte 26. August 2014 – www.france-blog.info jemals besser gestellt? Ist das Programm der Revolutionäre in Frankreich und der Verfassungsväter, die diese Erklärung 1946 und 1958 in Frankreich mit ihren universalen Anspruch in die Verfassung geschrieben haben, jemals wirklich auch nur annähernd erfüllt worden? Im Grunde genommen, muss jeder Artikel über die Menschenrechte immer auch eine breit angelegte historische Perspektive mitbringen. Die Betrachtung nach 1945 des Umgangs mit den Menschenrechten reicht nicht. Hoffmann deutet eine historische Dimension der Diskussion um die Menschenrechte an (S. 17 ff): Nein die Geschichte der Menschenrechte beginnt keinesfalls erst in unserer Gegenwart. Dennoch ist Hoffmanns Artikel so lesenswert, weil er in präziser Form eine Liste aktueller Konfliktherde in der Welt mit einer Diskussion über die Durchsetzbarkeit der Menschenrechte verbindet.


> MERKUR-Blog


Der Staatsrechtler Rainer Wahl untersucht die Krise der EU „Die immer engere Union“ und wünscht sich eine neue Balance europäischer und nationaler Befugnisse. Es geht um ein neues Austarieren der Befugnisse zwischen der EU und der Mitgliedsstaaten, als der Bürokratie in Brüssel immer neue Kompetenzen zu übertragen.

Heiner Barz kritisiert die Verurteilung der Gülen-Bewegung, die nicht nur von Erdogan und der AKP für alles Mögliche und Unmögliche verantwortlich gemacht wird.

Eva Behrendt schreibt in ihrer Theaterkolumne über „Echte Tränen“ und die Rolle, die sie auf der Bühne spielen: Die Realität, das Universale und das unverfälschte Einssein. Roland Reichenbach berichtet in der Bildungskolumne über das chinesische Konzept von Herz/Geist vor. Der Musikwissenschaftler Thomas Kabisch hat sich die Versuche des Ex-Guardian-Chefredakteurs Alan Rusbridger, ein Chopin-Stück als Amateur möglichst perfekt zu spielen, genau angehört: Was fehlt ist die „Tugend des Sich-Wunderns“. Léonce Lupette übersetzt ein Gedichts von Reynaldo Jiménez sein Essay ist erstmal der Schlusspunkt der mit Daniel Graf entstandene inter_poems-Reihe. Die Herausgeber versprechen, dass sie am Thema der Lyrik dranbleiben.

Ahmet Cavuldak schreibt über die Heimat > Im Wartezimmer des Lebens. Heimat für Flüchtlinge? Leander Steinkopf erzählt, was er beim Hitchhiken über Deutschland und auch das Leben gelernt hat. Günter Hacks jüngster Vogel-Miniatur hat Krähen, Koren, Karyatiden (und mancherlei mehr) beobachtet und Harry Walter betrachtet ein Foto mit Frau, Goldhamster und Walnüssen.

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