Für das Aprilheft > Merkur 04/12 hat > Ralph Bollmann hat sich sehr eingehend mit der Bürokratie beschäftigt und findet sie äußert nützlich. Jede vorschnelle Kritik an ihr sei billiger zu haben als jede andere Kritik an irgendetwas. Helmut Fangmann untersucht Politik und Verwaltung unter dem Stichwort der schleichenden Kolonisierung.
Dann folgt ein Aufsatz von Benno Heussen über Europa als Fusionsprojekt, der dabei auch die deutsch-französischen Beziehungen in den Blick nimmt. Adam Krzemi?ski erinnert an Polens Erfahrung mit Europa und berichtet über interessanten Europaideen des polnischen Fürsten Adam Czartoryski (1770-1861), der Außenminister (1804–1806) unter Zar Alexander I. (1777-1825) war und weist ganz nebenbei eindrucksvoll auf die Bedeutung historischer Kenntnisse hin.
Birgit Reci untersucht in ihrer Philosophiekolumne ‚Blumenberg‘ oder die Chance der Literatur und hat dafür die Sibylle Lewitscharoffs Bücher Blumenenberg (Berlin: Suhrkamp 2011) und Pong, (Berlin, Berlin 1998) gelesen. Jürgen Kaube hat die Soziologiekolumne Kapitalismus und Ökonomisierung gewidmet. Ob diejenigen, die uns in Berlin und Europa durch die Finanzkrise lenken, auch auf diesem Niveau über ihr Handeln nachdenken? – Michael Maar hat sich Wolfgang Herrndorfs Roman Sand vorgenommen. Ein schönes Beispiel für eine Rezension, deren Autor das zu besprechende Buch ganz genau gelesen hat. Ganz kritisch. Und die beiden letzten Sätze: „Herrndorf hat den größten, grausigsten, komischsten und klügsten Roman der letzten Dekade geschrieben. Er ist aimable; und sein Werk wir bleiben.“ (S. 340) – Architektur: Rosten Woo erklärt den Zusammenhang zwischen einem Apollo-Raumanzug und der Architekturtheorie. – Martin Urmann hat Armen Avanessians Studie zur Phänomenologie ironischen Geistes gelesen.
Michael Esders hat in Google nach dem Begriff > „Echtzeit“ gesucht und mokiert sich zu Recht über dessen inflationäre Verwendung im Internet: „Der Instantismus der neuen Medien schürt die Sehnsucht nach Zusammenhang, Kohärenz, integrierenden Erzählungen.“ Stimmt! Wenn man auf ein Mail sofort antwortet und sich ein Kettenmailaustausch ergibt, der in kurzer Zeit zu vielen Antworten beider Seiten führt, ergibt sich daraus eine andere Form der Kommunikation als mit nur zwei Mails, die manchmal richtig produktiv sein kann, wenn beide einander richtig zuhören und ihre jeweiligen Assoziationen gewinnbringend einzubringen wissen. Das muss nicht unbedingt nur bloßes Storytelling sein und auch gar nicht als Schreiben nur beiläufig sein.
Wolfgang Marx hat sich mit Wittgenstein beschäftigt. Kai Spanke erzählt seine Erlebnisse aus Südkorea.