Das Februar-Heft des Merkur war meine Zuglektüre am
> Wochenende nach Bonn und zurück. Bisher habe ich nie einen Hehl daraus gemacht, gerne über den Merkur zu schreiben. Auch wenn er bei Klett-Cotta erscheint, ist es doch keine Rezension, die erscheinen woanders. Ein Werbetext folgt auch nicht, aber dieser Beitrag darf doch zeigen, ganz unabhängig vom Verlag, welches Lesevergnügen dieses Heft bereitet hat.
Karl Otto Hondrich (1937-2007), Professor für Soziologie an der Universität Frankfurt, berichtet in Charly, Tiger und ich über den Verlust von Tiger, der ihn sechzehn Jahre lange begleitet hat: „Jetzt Ist Der Tiger Nicht Mehr Da.“ – James Bowman, Das ist doch nur Kino! erläuterte, wie die „Postmoderne dem Film die Realität ausgetrieben hat.“ Mit so profunder Sachkenntnis. – Christian Caryl, Die Bilder sagen alles berichtet „über das Ingenium der Pixar Studios“. Toll, wie beide Artikel, seiner und der von Bowman sich einander ergänzen.
Und dann der Artikel von Thomas Frahm. Im Zug habe ich erst mal auf das Titelblatt des Heftes geguckt. Ja, ich hatte sehr wohl den Merkur in der Hand. Nescafé und Marlboro erzählt von seiner Begegnung mit Saschka in Sofia, und wie sie sich gegen seinen Willen für immer in sein Leben gedrängt hat. Sie trinkt ihren Nescafé in kleinen Schlücken, und er widersteht zunächst eher nur pro forma : ‚Bitte bleib noch ein bisschen so…‘ flüsterte Saschka beinahe flehentlich.“ (S. 140)
Thomas Küster hat in seiner Ökologiekolumne den Naturschutz und den damit verbundenen Begriff der Natur untersucht. Eine sehr nützliche Standortbestimmung. Jürgen Kocka macht in seiner Geschichtskolumne etwas Ähnliches in bezug auf die Historische Sozialwissenschaft und den Kapitalismus. Auch wenn er ein für seinen Beitrag ein bestimmtes, eng begrenztes Thema ausgesucht hat, fällt doch wieder auf, dass die Historiker die Literatur und ihre politische Wirkung kaum oder nie in den Blick nehmen.
Karl Heinz Bohrer rezensiert den Kreis ohne Meister. Stean Georges Nachleben, Müchen; Beck 2009: „Deutscher Geist“ als Sekte und rückt einige seiner Ergebnisse zurecht. nach der Drucklegung von Raulffs Band erschien der Aufsatz des Romanisten Dirk Hoeges, Deutsche Sonderwege oder im Westen nichts Neues? Baudelaire in Deutschland: George-Rilke-Nietzsche und die Blockade der Moderne in Literatur und Geschichte,
in: Romanistische Zeitschrift für Literaturgeschichte, Heft 3/4, Heidelberg 2008 (299-341).
Jan-Werner Müller bespricht das Buch von Reinhard Mehring, Carl Schmitt, Aufstieg und Fall, München: Beck 2009: Enttäuschungsgeschichte. – Wolfgang Wieser untersucht den Darwinismus und formuliert aufgrund neuer wissenschaftlicher Ergebnisse : Das neue Drehbuch für den Darwinismus.- Eduard Kaiser, Hand anlegen! untersucht die Veränderungen der Arbeitswelt, nicht die Menschen, sondern auch die Arbeit selbst ist unterwegs, auf Reisen gegangen: „Von der immateriellen zur materiellen Ökonomie.“ – Klaus Birnstiel berichtet über Neil Young. – Und schließlich schreibt Wolfgang Schröder über Goethes „Vorspiel auf den Theater“: Zur Geschichte der Spaßgesellschaft und Wolfgang Marx, schlägt, nicht von Bewusstsein, sondern vom Erleben zu sprechen.