Merkur – Mai 2007

Markur Mai 2007Im neuesten MERKUR steht u.a. ein Aufsatz von Fabian Goppelsröder, der am Department of Comparative Literature an der Stanford University in Kalifornien studiert: „Sraffas Geste. Zur späten Philosophe von Wittgenstein“. Es geht um die Begegnung von Ludwig Wittgenstein mit dem italienischen Ökonomen Piero Sraffa 1929 in Cambridge. Als Kritiker Mussolinis hatte Sraffa ausreisen müssen. John Maynard Kaynes hatte ihm geholfen nach Cambridge zu kommen, wo er sich zweimal wöchentlich mit Wittgenstein treffen sollte. Diese Gespräche endeten erst 1946. Der Inhalt der Gespräche ist nicht überliefert, aber Goppelsröder zeigt in seinem spannenden Aufsatz, wie verschiedene Hinweise auf diese Gespräche deren besondere Bedeutung für die philosophische Entwicklung Wittgensteins erkennen lassen. Es geht um sein Beharren, daß ein Satz und das von ihm Beschriebene eine gemeinsame „logische Form“ haben. Sraffa fährt sich mit den Fingern übers Kinn fragt mit dieser Geste nach und Wittgenstein läßt diese Annahme fallen. Später notiert Wittgenstein, „Architektur ist eine Geste.“ Es ist faszinierend, mit welcher Sicherheit sich Goppelsröder durch Wittgensteins Werk bewegt und aufgrund der Anekdote mit der Geste einige Hauptgedanken des Wittgensteinschen Denkens entwickelt, das ebenso eine Anleitung für eine Hermeneutik mit allen ihren spezifischen Problemen enthält, wie auch Querverbindungen, die die Musik wie Grundprobleme der Philosophie genauso einschließen. Wittgensteins Praxis begründet den Dank, der er an Sraffa im Vorwort der Philosophischen Untersuchungen ausspricht, so der Autor dieses Beitrags.

Wiilliam Pfaff hat eine „Plädoyer für eine Neurorientierung“ unter dem Titel „Die amerikanische Sendung“ verfaßt. Klaus Laermann legt „Überlegungen zu einem Funktionswandel der Schrift“ vor. Helmut Heissenbüttel berichtet „Über Stefan George“, der Texte einer Sendung im WDR III, die im Juni 1968 anläßlich des hundersten Geburtstag von Sefan George gesendet wurde. Thomas Combrink erinnert an Helmut Heißenbüttel und die Avantgarde unter dem Titel „Keine Eliten, keine Auserwählten, keine Besserwisser“.

Christophe Fricker erzählt „Weltanschauungen. Yangos Lachen“ aus Birma, Kanads und Oxford. Ulrike Ackermann untersucht in ihre Soziologiekolumne „Die Freiheit der Dissidenz“. In der Rechtskolumne beklagt Michael Stollein die „Korruption und das verschwinden der Distanz“. Jürg Drews rezensiert die neuen Bücher von Alexander Kluge „Tür an Tür mit einem anderen Leben“ und „Geschichten von Kino“.

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