Der Journalist Ansgar Weber reist für vier Tage nach Rom, um dort das Prozeßende um den Kriegsverbrecher Egon Priebke zu beobachten. Woanders wird man kaum eine so intensive Beschreibung der Ankunft in einer Stadt lesen können. Ansgar verschwindet im Gewirr der U-Bahngänge, -fluren, -passagen, -treppen und taucht schließlich etwas verspätet vor Ellinor auf. Dann beginnt eine zweite Geschichte, die von einer kleinen deutschen Gemeinschaft erzählt, die sich in Rom zusammengefunden hat, deren Mitglieder Ansgar nacheinander kennenlernen wird. Ellinor bringt ihn zu Beate, wo er übernachten kann, unterwegs begegnen sie einem Wahrsager. Über Umwege hat Ansgar einen Interviewtermin mit einer deutschen Schriftstellerin bekommen, die offiziell schon vor einigen Jahren gestorben ist, tatsächlich aber in Rom lebt.
Es geht um die Beziehungen zwischen Literatur und Geschichte. Dorothea Dieckmann zeigt hier in einfühlsamer und beeindruckender Weise, wie die historischen Ereignisse und die persönliche Geschichte die literarische Arbeit einer Schriftstellerin fesseln. Sie schriebt, „um endlich in ihrem Nachleben anzukommen“ heißt es an einer Stelle. Das Gespräch mit der Autorin und dann die Nachbearbeitung des Interviews sind sehr gelungene Passagen. Ansgar gerät aber dann doch in einen Strudel von Ereignissen, denen er sich nicht entziehen kann und die nach vier Tagen das bekannte Gefühl, hier bin ich, schon drei Wochen hinterlassen. Ansgar weiß, dass seine journalistische Arbeit auch Glück und Wagemut verlangt: „Jedes Mal wurde die Zielgerade zum Fluchtweg.“ Richtig dramatisch wird es, als Ansgar auf seinen weiteren Nachforschungen von den Ereignissen um ihn herum überwältigt wird und sich nur mit Mühe ihnen entkommen kann.
Dorothea Dieckmann
Termini
1. Aufl. 2009
317 Seiten
ISBN: 978-3-608-93660-5