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Lesebericht und Interview: Meike Stoverock, Die Strahlen des Herrn Helios

Aufgezeichnet von Heiner Wittmann
21.7.2022

Wie schon einmal hier berichtet, liest unsere Redaktion sehr oft die ersten Seiten von neuen Büchern, besonders von Romanen von Klett-Cotta zu Hause vor, um zu gucken, ob der Text gut rollt und wie spannend die Geschichte ist – nun der Zeitfaktor spielt auch eine Rolle. Dieses Mal war es wieder soweit, den neuen Roman von Meike Stoverock, »Das Strahlen des Herrn Helios« mit dem Untertitel Ein Fall für Skarabäus Lampe haben wir von der ersten bis zur letzten Seiten vorgelesen und dabei alle Protagonisten mit ihren Stärken und Schwächen bestens kennengelernt.

Skarabäus Lampe ist die Hauptperson, seines Zeichens Hase, und fürwahr ein kluger Kopf perfekt ausgestattet mit analytischem Durchblick; ach ja, Hobby-Entomologe ist er auch. Und weil die städtische Polizei die anstehenden Fälle wegen chronischer Unterbesetzung und fehlender Ausstattung nicht sachgemäß in den Griff kriegt, muss Skarabäus Lampe immer wieder einspringen. So auch dieses Mal, nachdem der Zoodirektor des in der Stadt gastierenden Wanderzirkus brutal ermordet worden ist. Sogar seine Mähne wurde mit einem Rasiermesser gekappt.

Lesebericht und Interview: Meike Stoverock, Die Strahlen des Herrn Helios
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Der Direktor mit Namen Helios war ein stattlicher Löwe und soviel ist wohl sicher, der Mörder oder die Mörderin muss sich unter den Zirkusangestellten befinden, den nur sie hatten Zugang zum Direktorwagen. Doch wer hat ein Alibi, wer hatte mal Streit mit Herrn Helios, wer könnte ein Interesse an seinem Tod gehabt haben, wer hatte also ein Motiv? Das Dunkel, in dem Skarabäus Lampe zunächst tappt, hellt sich allmählich auf und am Ende kann er in einer seiner berühmten Reden, den oder die Schuldige(n) fachgerecht entlarven.

Resfaldo Sutten war sich seiner Sache total sicher, er ein Hund und ein Polizist hatte Dante, den Gorilla, als Mörder im Verdacht. Die einfachste Lösung kann nie richtig sein, denkt sich Hase Skarabäus Lampe und erwirkt die Freilassung des Gorillas. Es gab schließlich genug Spuren, die Dante entlasteten. Ob Walross oder Stachelschwein, Lampe lässt sich vom Erscheinungsbild des Zoopersonal nicht irritieren oder beeinflussen und geht nur den Fakten nach. Erfolgreich.

Nicht nur das Zirkuspersonal hat einen tierischen Ursprung, auch Rechtsanwalt von Oben benötigt einen Briser, der seine Kiemen mit Sauerstoff versorgt, damit er sich an Land bewegen kann.

Langsam setzt Skarabäus Lampe mit seinem Assistenten Teddy „Zacharias Bärlein“, der Kater, das Puzzle aus den vielen Informationen professionell zusammen. Dame Avalea, bromidsüchtig und Schwertschluckerin, der Zitronenpfau Pavo der Fakir, Florence die Bärtige Dame, ein Walross, Polonius (Fido) der Fuchs-Junge mit der Menschenhaut, Monsieur Coteau, das Stachelschwein mit einem Auge und nur einem Bein, von Beruf Messerwerfer und Dachs Dr. Johnson der Wunderheiler und andere werden peinlich genauen Verhören unterzogen.

So nach und nach entdeckt Skarabäus Lampe Eigenheiten der Mitarbeiter des Wanderzirkus. Ihre Gewohnheiten, Vorlieben wie markante Eigenheiten, hinter denen aber die spezifischen Merkmale als Tierart eher verschwinden. Doch zunächst heißt es wie jeder Detektiv immer erklärt, um eine Voreingenommenheit auszuschließen: „Bis jetzt haben alle ihre ureigenen Motive, den Direktor von seiner Existenz zu erlösen.“ (S. 66) Teddy sucht auf seine Weise, er ist Meister im Interpretieren von Gerüchen jeder Art.

Skarabäus Lampes bedächtige Art bringt Resfaldo Sutten so richtig zur Weißglut, die nie ein guter Berater ist. Und dann erlangt Lampe auch die Aufklärungsstaffel, die Fledermäuse (S. 146-150) als Unterstützung!

Meike Stoverock hat sich ganz in klassischer Krimimanier einen Fall ausgedacht, der nur mit Akribie und perfektem Kombinationsvermögen lösbar ist. Hinzu kommen noch die Eigenarten, die Skarabäus Lampe als Hase, sein Assistent als Kater und die zu verhörenden Mitarbeiter des Zirkus mit ihren jeweiligen Eigenheiten aus dem Tierreich mitbringen. Soweit sind sie gar nicht von uns Menschen oder umgekehrt entfernt. Ihre Begehrlichkeiten und Verschleierungskünste sind den unsrigen überlegen? Und dennoch haben manche der Protagonisten Eigenheiten, die sie uns weit voraushaben. Zum Beispiel Zacharias Bärlein als ein so exzellenter Beobachter mit seinem photographischen Gedächtnis: Nicht auszudenken, was aus diesen Begabungen unter dem Einfluss eines Lehrers geworden wäre…“ (S. 11).

Der Leser kann selber die Bausteine dieses Puzzle zusammensetzen, denn der Fall ist klar und eindeutig zu lösen, das letzte Kapitel bräuchten wir eigentlich nicht, aber es doch nützlich, damit Skarabäus Lampe seine erstaunliche hieb- und stichfeste Lösung präsentieren kann: „Alle Teile fügen sich zusammen, mitunter erst in dem Augenblick, in dem Lampe sie aussprach.“ (S. 223) Alle Zirkusmitarbeiter sind im Rund versammelt und der Detektiv hat seinen Auftritt.

Heiner Wittmann

Das Strahlen des Herrn Helios

Ein Fall für Skarabäus Lampe

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