Auch Georg Büchner (1813-1837) hat sich über diesen Stoff gebeugt und Ende des Sommers 1836 ein Drama zum Fall Woyzeck verfasst. Aber Büchners früher Tod am 19. Februar 1837 verhinderte die Fertigstellung des Dramas.
> Hans Mayer, Georg Büchner und seine Zeit (Wiesbaden 1946), berichtet in seinem Kapitel „Woyzeck“ die Tatsachen: „Am 21. Juni des Jahres 1821, um halb zehn Uhr abends, ersticht er 41jährige Frisör Johann Christian Woyzeck (1780-1824 W.) seine Geliebte, die 46jährige Witwe des Chirurgen Woost, im Hauseingang ihrer Wohnung in der Sandgasse in Leipzig.“ (S. 319) – „Ein klarer Fall. Mord aus Eifersucht.“ (S. 319). Der Gutachter wird wiederholt zu Rate gezogen, kann aber nichts finden, was die Schuldunfähigkeit des Angeklagten belegen könnte…“ so begann unser > Lesebericht, Steve Sem-Sandberg, W., Roman.
Heute konnten wir Steve Sem-Sandberg online in unserem Homeoffice empfangen und mit ihm über seinen seinen Roman > W., der jetzt in der Übersetzung von Gisela Kosubek bei Klett-Cotta erschienen ist, sprechen. Ende letzten Jahres wurde Sem-Sandberg in die Schwedische Akademie gewählt. Wir gratulieren sehr herzlich.
Und hans Mayer schreibt, nachdem er die Hinrichtung Woyzecks geschildert hat: „Aber der „Fall Woyzeck“ ist damit noch nicht zu Ende. Die Zeitstimmung ist günstig für die Erforschung verborgener Zusammenhänge im Seelenleben der Menschen, nicht nur des Verbrechers. Auch hier lebt man in einer Übergangszeit.“ (S. 323) Unsere Frage an Steve Sem-Sandberg: Wollte, konnte oder durfte Hofrat Clarus aus den Erzählungen Woyzecks keine Schlussfolgerungen ziehen?“ In unserem Gespräch habe wir genau ausgelotet,was im Prozess zur spreche kam und was nicht, oder aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse noch nicht gesagt werden konnte. Der Hofrat Clarus schien zu spüren, das da was sein musste, aber vielleicht war er auch ein Gefangener seiner Zeit, der nicht über seinen Schatten springen konnte, oder sich nicht vom Urteil der Zeitgenossen lösen konnte. In unseren Gespräch wird deutlich, mit welcher Präzision Sem-Sandberg den Fall mit den Mitteln der Literatur in allen Einzelheiten wieder aufrollt. Jetzt können wir als seine Leser über den Fall erneut urteilen. Wie hätten Sie entschieden?
eine großartige Rekonstruktion der Lebensgeschichte des Jo
Steve Sem-Sandberg,
> W. Roman
Aus dem Schwedischen von Gisela Kosubek (Orig.: W.)
1. Aufl. 2021, 416 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-608-98119-3