Lesebericht.
Die Vorgeschichte zu DER PATE: Die Corleones

Sommerzeit. Reisezeit. Wenn Sie jetzt nach so vielen Fachbüchern mal Lust auf so richtige Abwechslung haben, bei der Spannung und Aufregung mal den Kopf gründlich freipusten, packen Sie dieses Buch ein, legen Sie sich einfach irgendwo auf den Strand unter einen Sonnenschirm und klappen Sie die > Die Corleones auf, dann brauchen Sie nur ein bisschen in die Sonne zu blinzeln, und schon sind Sie im New York der Dreißiger Jahre angekommen, während die anderen Sonnenanbeter um sie herum allmählich verschwinden, denn nach den ersten Seiten taucht die Lektüre Sie in die kriminelle Unterwelt ein. Erbarmungslos wird ständig immer wieder abgerechnet und mal müssen auch gleich einige dran glauben, bloß weil sie vielleicht etwas anstellen könnten. In diesen Abgründen lernt Vito Corleone zu überleben. Eigentlich kann er oder überhaupt niemand überhaupt jemanden trauen. Alles geht los im Herbst 1933. Überfälle, Misstrauen, Mord, die Unsicherheit, ob Freunde wirklich Freunde sind. Geschick zählt oder ist es doch eher Mordlust, die Vito Corleone überleben lässt, damit er schließlich Pate werden kann? Mario Puzo schrieb noch selbst das Drehbuch, und Edward Falco machte einen Roman daraus, und nun liegt die spannende Vorgeschichte zu »Der Pate« vor Ihnen.

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Kommen Sie mit. Wir reisen nach New York, 1933. Noch ist Prohibition Anlass für alle möglichen Verbrechen, um sie zu umgehen: Raub, Erpressung, Mord, die Bösen kennen keine Grenze. In New York hat jetzt italienisch­stämmiger Bürgermeister das Sagen. Vito Corleone, der einfache Geschäftsmann, ist noch lange nicht Pate. Aber er will es werden und schreckt vor gar nichts zurück. Sein Hauptgegner ist Mariposa, der sich als der oberste Boss aller Bosse aufspielt. Rachsüchtige irische Gangs setzen den Corleones schwer zu. Und Luca Brasi setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um Corleones Sohn um die Ecke zu bringen. Sonny, sein Sohn, hat eine jähzornige Ader, die ihm zum Verhängnis werden könnte. Da entdeckt er das Geheimnis seines Vaters und zwingt ihn zum Handeln.

Die Motive für die meist grausamen Mordtaten sind immer wieder Rache, wie bereits angedeutet, auch mal Vorbeugung, Machtgelüste, Niedertracht: „wir knöpfen uns die Makkaronis vor,“ S. 119. Neid: „Vor allem möchten wir sein Lotteriespiel, “ erklärt Donnie. Manch einer fliegt vom Dach: „Wie er geflogen war und die Arme ausgebreitet hatte, als würde ihn jemand bei der Hand nehmen und retten.!“ S. 139. Die anderen wissen genau, dass Corleone keine richtig große Organisation hinter sich hat. Aber das ist in seinem Geschäft seine Chance. Alle belauern sich gegenseitig, jeder ist nur auf den persönlichen Vorteil bedacht und in den Gangs gönnt niemand niemandem etwas. Vito glaubt von einer Mission erfüllt zu sein und schlägt Luca einen Deal vor: „… wir beide wissen, dass in dieser Welt das Böse überall ist. Und es braucht Männer, die das Böse unbarmherzig ausmerzen. Männer wie dich. Einen Mann wie dich, einen Mann, den alle fürchten, kann ich gut gebrauchen.“ S. 277. Moderne Netzwerkbildung nennt man das und der Corleone ist damit erfolgreich. Wie leicht kann in diesem Milieu aber an den Falschen geraten. Vitos Blick genügt, er weiß dann, wen er vor sich hat. Dann kommt es zu einem hochpeinlichen Verhör. Corleone fühlt sich von seinem eigenen Sohn bedroht und will von ihm wissen, ob er etwas mit den Überfällen zu tun hat. Dann packt Sonny aus. Sein Wissen entsetzt den Vater. Und dann folgt eine Art Phänomenologie des Mafiosentums, wenn Vito seinem Sohn die Beweggründe der Mordtaten schildert: „In diesem Leben, Santino, kann man keinen Respekt verlangen, man muss über ihn gebieten!“ S. 294. Ganz einfach ist das. Keine Rücksicht, Keine Kompromisse, kein Vertrauen, die Waffe zählt.

Zuviel versprochen? Wenn Sie mit dem Buch durch sind, nach Ihrer Rückkehr aus den Dreißiger Jahre, können Sie sich umgucken, viele Strandgäste sind vielleicht schon gegangen.

Solche Bücher sind wie bestes Kino. Wie im Film wechseln sich die Szenen schnell ab. Wie schnell wird jedes Gangmitglied in einen Mord hineingezogen, nur um die eigene Haut noch ein paar Seiten lang retten zu können.

Mario Puzo, Edward Falco
> Die Corleones
Roman, nach dem Originaldrehbuch von Mario Puzo
Roman, aus dem Englischen von Hannes Riffel
2. Aufl. 2012, 477 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-608-93965-1