Lesebericht: Laura Grodstein. Die Freundin meines Sohnes


Fast immer gehe ich vor der Abfahrt eines Zuges einmal durch die Bahnhofsbuchhandlung, wohl wissend, dass genug Lektüre im Koffer bereits mitreist. Und dann kann man die Kunden beobachten, die anders als in normalen Buchläden so aussehen, als wollten sie nicht nur mal gucken, sondern wirklich unbedingt noch ein Buch kaufen, der Blick auf die Uhr beweist es, ihr Zug fährt gleich ab. Nach der Lektüre von Laura Grodsteins > Die Freundin meines Sohnes bei meiner > letzten Zugfahrt nach Paris hin und zurück bin ich mir sicher, hier in der Bahnhofsbuchhandlung sollte eigentlich ein großer Stapel von diesem Roman liegen. Man lebt ein paar Stunden mit Pete Dizinoff. Fit, erfolgreich, ein schönes Haus, eine fürsorgliche Ehefrau und ein Sohn Pete. Mit den Sterns, ihren Freunden, waren sie lange unzertrennlich, verbringen zusammen die Urlaube. Rückblenden präzisieren das Gewicht von so manchem Ereignis und machen den Leser mit dem Vorleben der des Quartetts bekannt. Die Sterns, Iris und Joe bekommen ein Tochter, die viel später ein totes Baby heimlich zur Welt bringt, wobei die Umstände dieser Geburt etwas obskur bleiben. Jedenfalls bekommt Laura erhebliche Probleme und verändert auch das leben der beiden Ehepaare. Und da ist noch der Sohn der Dizinoffs Alec, der Jahre später, nachdem Laura das alles hinter sich hat, wieder mit ihr zusammentrifft… Und Pete begegnet Laura auch. Mit der Lektüre dieses Buches lebt man einige Zugstunde lang viele Jahre mit diesen beiden Familien mit. Pete hat gegenüber Alec als Vater die besten Vorsätze, aber irgendwie kriegt er die Kurve nicht und schafft erst recht neue Probleme. Treiben die Umstände die Entwicklung in dieser Geschichte voran, oder sind es die Fehler die einige Erwachsene im guten Glauben, richtig zu handeln, machen? Die Subtilität der geschilderten Handlungen und Ereignisse wird durch die genaue Beobachtungsgabe und das Einfühlungsvermögen von Lauren Grodstein noch gesteigert.

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Lauren Grodstein
> Die Freundin meines Sohnes
Roman, aus dem Amerikanischen von Silvia Morawetz (Orig.: A Friend of the Family)
1. Aufl. 2011, 351 Seiten,
ISBN: 978-3-608-93896-8