> Glückliche Ehe von Rafael Yglesias erzählt die Geschichte einer beinahe dreißigjährigen Ehe, vom Kennenlernen und Erobern, mit dem Glück, dem Kummer und den intimen Details des Ehelebens. Ein Buch, das man nicht eben mal so lesen kann. Es macht sehr nachdenklich und zeigt aber auch, dass die Ehe nur funktionieren kann, wenn beide aufeinander eingehen. Es hat auch autobiographische Züge. R. Yglesias hat 2004 nach ihrer Krankheit seine Frau verloren. Trotz des ganzen Leids wegen des langsamen Sterbens von Margaret verrät das Buch das Glück, das beide miteinander in ihrer Ehe empfunden haben.
Ganz am Anfang hatte Bernard seinem Freund Enrique von Margaret vorgeschwärmt, es kommt zu einem Treffen, er ist überzeugt, „dass Margaret sich sein sprödes Herz geschnappt hatte“. Die lange Erzählzeit wird durch die eingewobenen Kapitel, die die letzten Monate Margarets erzählen, unterbrochen. Die ständige Erinnerung an ihren Tod und das Ende ihrer Ehe stimmen sehr melancholisch. Sie hatten sich in ihrer Ehe eingerichtet und trotz ihrer so unterschiedlichen Veranlagungen eine im Grunde genommen glückliche Ehe gelebt. Sie ist attraktiv, neugierig und lebensfroh. Als Enrique sie kennenlernt, sich in den Kopf setzt, sie zu bekommen, erzählt sie ihm vom Stepptanz, Fotografieren, Lithographie, Französisch, ach ja, Schauspielerin wollte sie eigentlich auch werden. Er lauscht ihr und denkt an seine verünglückten Romane. Ihr Liebesleben beginnt auch holperig – „Wie liegen einfach nur da und schafen,“ tröstete ihn Margaret, – aber sie akzeptiert ihn so, wie er ist. Sie heiraten. Er ist verliebt in Margaret und auch in Sally, seineen Seitensprung, eine von den engsten Freundinnen seiner Frau. Ihre Söhne heißen Gregory und Max. Die Familie gehört zur oberen Mittelklasse und wohnen New York.
Bei Margeret wird eine Krebserkrankung festgestellt. Der Verlauf ihrer Krankheit wird in allen Einzelheiten beschrieben, nur unterbrochen (8. Im lan der Abschiede, 9. Das erste Date) von den Erinnerungen an glückliche Tage wie das Kennenlernen, dne ersten gemeinsamen Sex, die Reise nach Venedig zu ihrem 20. Hochzeitstag oder an eher düstere Erinnerungen wie an den Besuch bei ihrem Eheberater Dr. Goldfarb. Sie sprechen über Sex und reden aneinander vorbei. Vielleicht nur weil Sally im Hintergrund immer noch da ist. Enrique denkt an Scheidung. Dann macht er alleine eine Therapie und sie entdecken einander wieder. Im Verlauf der Geschichte lernt der Leser Margaret und Enrique immer besser kennen. Es stimmt, ihre Erwartungen, ihre Wünsche und Vorstellungen könnten kaum unterschiedlicher sein. Obwohl sie sich wohl wirklich einander lieben, scheinen ihre Gegensätze sie immer wieder zu trennen. Aber die Zuneigung und der Respekt den Enrique gegenüber seiner Frau empfindet, sind nicht zu übersehen: „An ihrer Seite fühlte er sich ermutigt, weil sie sich gegenüber all den Leuten, die ihm ein Gefühl der Ohnmacht gaben, vehement auf seine Seite schlug…“ (S.276) – Die Krankheit und das Abschiednehmen überschattet das ganze Buch, aber auch dadurch werden die Gewichte für die Erinnerung neu justiert und manche Unstimmigkeit wird mehr im Licht der gemeinsamen und erfolgreichen Bewältigung verstanden. Möglicherweise haben sie zusammen manchmal etwas verpasst. Die Kinder sind plötzlich da, man vermisst diverse Stationen ihres Ehelebens, aber das ist möglicherweise auch beabsichtigt. Angesichts ihres unabwendbaren Todes lässt Enrique seine Erinnerungen an sich vorüberziehen. Das Ungenannte sind auch verpasste Chancen, die sie nicht intensiv genug gelebt haben. Und es ist der Aufbau dieses Romans, der Iglesias so gut gelungen ist.
Rafael Yglesias
> Glückliche Ehe
Roman
Aus dem amerikanischen Englisch von Cornelia Holfelder-von der Tann (A Happy Marriage)
Auflage: 1. Aufl. 2010
Ausstattung: gebunden mit Schutzumschlag
429 Seiten
ISBN: 978-3-608-93707-7