Das Leseprogramm fürs Wochenende.
Aufgeschlagen: Sandro Veronesi, Die Berührten

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> Lesebericht: Sandor Veronesi, Die Berührten

Unsere Blogleser wissen, dass danach nach unserem bewährten Blogmuster meist ein „Nachgefragt…“ folgt. Diesmal am Freitag, 13. Juni: Der Klett-Cotta unterwegs mit dem > TV-Studio.


Lesung mit Sandro Veronesi – Lassen Sie sich ins italienische Dolce Vita der 80er Jahre entführen. Die Berührten von Sandro Veronesi ist jüngst bei Klett-Cotta erschienen. Mète wacht morgens auf und betrachtet die Spuren der letzten Stunden bevor er sich vollständig angezogen unter seine Decke gelegt hat. Filmriss? Nein. Zum Glück ruft Damiano ihn an und erzählt wann bei dem gemeinsamen Abend sein Film gerissen ist. Mète lässt sich ziemlich vorbehaltlos treiben: auf Partys und von einer Affäre zur nächsten. Erst allmählich wird ihm bewusst, dass er der Getriebene ist – von einer Liebe, die ihn schließlich in Gefahr bringt. Veronesi schildert in seinem Roman mit der Bildkraft eines Fellini eine Jugend ohne Ziel – aber auch ohne Probleme. Bis auf die alle bedrohende Einsamkeit. Und der versuchen sie durch die Liebe zu entkommen.

Sein Erzählstil fällt auf, er betreut den Leser geradezu: „Sehen wir Mète ein bisschen bei seiner lautlosen Tätigkeit zu…“ und unterbricht die Beschreibung, wenn plötzlich die Handlung wieder einsetzt: „Doch jetzt kommt Mète zurück…“ (S. 8) Die Liebe treibt Mète jedoch immer zerstörerischer in die Nähe zu seiner sinnlich-verführerischen Halbschwester Belinda. Als die Eltern der beiden ihre Hochzeitsreise antreten, zieht Belinda bei ihm ein. Und damit ist die Katastrophe nicht mehr abzuwenden. Sandro Veronesis Roman ist nicht nur die Geschichte einer zerstörerischen Liebe, sondern gleichermaßen ein faszinierendes Gesellschafts- und Großstadtpanorama. Und die Geschichte beginnt in Rom. Auf dem Corso Vittorio „Mal ist sie die Bühne für einen Banküberfall, mal eine sonnige Strandpromenade…“ (S. 21) Und Mète liebt die Minderheiten: „Lassen wir ihn gehen, in die Einsamkeit, die so gut zu ihm passt.“ (S. 23) Immer wieder unterbricht Veronesi sich selber, weil sich gerade wieder etwas Unvorhergesehenes ereignet: „Doch da kommt Mète über die Freitreppe, ein wenig außer Atem,“ – auf dem Weg zur Hochzeit seines Vaters! – (S. 24)

Und dann folgen wieder neue Beschreibungen inklusiv der Vermutungen des Erzählers, manches bleibt unausgesprochen oder unbeschrieben und wieder wird der Leser auf später vertröstet. Wenn ich so weiter lese, werden Sie merken, wie der Autor den Leser in seinen Bann zieht, und schon denke ich wieder an den alten Blog-Topos, nicht dieses Buch in der S-Bahn lesen, Sie verpassen die nächste Haltestelle. Wann hat Veronesi das Buch geschrieben? Es gibt noch einen Photographen, der den von mir früher immer gewünschten Motor zum Filmtransport surren lässt. (S. 25 f.) Heiraten auf einer halben Buchseite, geht ganz schnell. Und man hat doch alles gesehen. Kuß, Reis. Belinda hat den Reis mitgebracht. Die blonde Belinda mit dem roten Glockenmantel. Mète ist geknickt, weil der Vater eine lange Liebschaft legalisiert und seien erste Ehe sozusagen im Nachhinein annulliert. An dieser Stelle reiche ich Ihnen das Buch. Lesen Sie weiter vor? …

> Leseprobe

Kommen Sie zur Lesung?
12.06.2014 | 20:15 Uhr – Buchhandlung Hugendubel – Königsstrasse 5 -70173 Stuttgart

Sie sind nicht in Stuttgart?

Zwei weitere Lesungen von Sando Veronesi:

Di., 10.6.2014, 18 h 30: Moderation: Dr. Anna Rottensteiner – Cafè Katzung, 1. Stock, Saal Pauli Herzog-Friedrich-Straße 16 6020 Innsbruck

Mi 11.6. 20 h 00: Moderation: Silvia Mazzini – Deutsche Lesung: Miriam Japp – Babylon Berlin
Rosa-Luxemburg-Straße 30 – 10178 Berlin

Sandro Veronesi
> Die Berührten
1. Aufl. 2014, aus dem Italienischen von Michael von Killisch-Horn, 384 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-608-93993-4