»Die deutsche Frage ist eine europäische Frage.«

Leider ist der Band von Tilo Schabert bei Klett-Cotta vergriffen.

Rezension: > Tilo Schabert. Wie Weltgeschichte gemacht wird. Frankreich und die deutsche Einheit [compte rendu] Jacques Bariéty, in: Politique étrangère Année 2004 Volume 69 Numéro 2 pp. 441-445

Weitere Informationen zu den deutsch-französischen Beziehungen und zum ELysée-Vertrag von 1963:

> Préparer un exposé: Le traité de l’Elysée – Ein Referat vorbereiten: Der Elyséevertrag

Deutschland und FrankreichDer Titel des Buches ist ein Zitat von François Mitterrand. Hat die Wiedervereinigung Deutschlands wirklich das Gleichgewicht der Kräfte in Europa bedroht? Welche Haltung nahmen die Siegermächte des Zweiten Weltkriegs gegenüber der »deutschen Frage« ein? Der Autor konnte vom Oktober 1992 bis Mai 1995 im französischen Präsidialamt forschen und bekam Zugang zu umfangreichen Dokumentationen. Er geht der Frage nach, wollten Thatcher und Gorbatschow tatsächlich die Wiedervereinigung sabotieren? Welche Haltung nahmen die USA zum Selbstbestimmungsrecht der Deutschen ein? Und welche deutschlandpolitischen Interessen verfolgte Frankreich unter der Regierung François Mitterrands?

Der Autor zeigt u.a. auf der Grundlage bisher unveröffentlichter Quellen und exklusiver Interviews, die er mit den wichtigsten politischen Akteuren führte (François Mitterrand, Hubert Vedrine, Hans-Dietrich Genscher), wie schon seit Ende August 1989 im Elysée Planungen für eine »Wiedervereinigung« angestellt wurden und wie Mitterrand in seinem Kabinett, in Gesprächen mit George Bush, Michael Gorbatschow, Helmut Kohl, Henry Kissinger, Margaret Thatcher und anderen führenden Politikern das »französische Drehbuch« für die Wiedervereinigung ausformulierte und gegen alle Widerstände durchsetzte.

Der erste deutsch-französische Parlamentspreis geht an Tilo Schabert für sein Buch „Wie Weltgeschichte gemacht wird – Frankreich und die deutsche Einheit“. Eine Jury unter dem Vorsitz von Bundestagspräsident Wolfgang Thierse und seines französischen Amtskollegen Jean-Louis Debré hat am Freitag erstmals den deutsch-französischen Parlamentspreis vergeben. Die mit je 10 000 Euro dotierten Preise wurden den Professoren Tilo Schabert für sein Werk „Wie Weltgeschichte gemacht wird – Frankreich und die deutsche Einheit“ (Stuttgart 2002) und Dominique Bourel für sein Werk „Moses Mendelssohn, la naissance du judaisme moderne“ (Paris 2004) zuerkannt. Die beiden Preisträger wurden in Berlin aus über 80 hochkarätigen Bewerbungen aus Deutschland und Frankreich ausgewählt. Die Jury war mit je zwei Abgeordneten des Deutschen Bundestages und der Assemblée nationale, Angelica Schwall-Düren (SPD) und Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) sowie Yves Bur (UMP), Vize-präsident der Assemblée nationale, und Jean Gaubert (PS) sowie mit je zwei Wissenschaftlern beider Länder – den Professoren Helene Harth, Hartmut Kaelble, René Lasserre und Sylvie Goulard – besetzt.

Die Preise wurden den beiden Preisträgern am 2. Februar 2005 in der Assemblée nationale in Anwesenheit der Präsidien von Deutschem Bundestag und Assemblée nationale sowie der Jurymitglieder überreicht.

Thilo Schabert
Wie Weltgeschichte gemacht wird. Frankreich und die deutsche Einheit Z. Zt. vergriffen.
geb., 16 S. Tafelteil mit s/w-Abb., > Klett-Cotta, Stuttgart 2002.
ISBN: 3-608-94257-2

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