Morgen früh geht es es auf Exkursion nach > Burgund, aber vorher muss noch schnell wenigstens über den ersten Beitrag in der aktuellen Ausgabe (Juni 2009) des MERKUR gesagt werden: Michel Chaouli, Professor für Germanistik an der Indiana Universita in Bloomington hat einen wunderbaren Artikel geschrieben: Remix: Literatur. Ein Gedankenexperiment. Nicht nur seine Ideen kann man damit diskutieren, man kann auch, so würde ich am liebsten sagen, das Funktionieren von Literatur, Produktion und Rezeption erklären. Und die Maschine sieht so aus. Aber mein erster Versuch, die Satzlänge bei Proust zu begrenzen, endete im Chaos. Zwar war der Apparat mit der Recherche bei einem Satzkürzungsfaktor von 3.3 in beachtlichen 23.8 Sek. fertig. Aber einige Schalter standen wohl falsch, Jedenfalls hörte man nur SPO-Sätze. Ach ja, der Schalter Sachtext stand auf on. Der kleine Drehschalter Kritisch stand auf 14 und machte aus Sarkozys lezter Rede einen heftige Anklage der Opposition. Nur ein paar Worte, einige Wendungen wurden ersetzt.
Haben Sie sich schon mal über zu viele Adjektive beim Lesen irritiert gefühlt? Durch zu viele Fremdwörter? Oder zu viele und zu lange Beschreibungen? Oder gar zu viele Dialoge? Oder kam Ihnen beim Lesen gar mal die Idee, eine bestimmte Passage Prosa auch mal gerne als Lyrik oder vielleicht doch nur als nüchternen Sachtext lesen zu wollen? Oder mal die Perspektive wechseln. Nicht Madame Bovary, nicht der Erzähler berichtet, sondern Homais erzählt. Das wärs doch. Oder die Zahl der Metaphern – geht von 0.1 bis 10.0 -verstärken oder einschränken. Also nicht nur so ein Lesetablett, von Buchleser bis zum Elektrovorleser oder -ableser, wie man auch immer diese neumodischen Geräte nennen möchte. Nein! Hier geht es um einen richtigen Literatur-Equalizer, der Ihnen hilft, jeden Text so einzustellen, wie Sie ihn wirklich mögen, bevor Sie die gefundene Code-Einstellung als Bovary VZ5634 twittern können. Es wird Wettbewerbe geben und der Vielfalt und dem Erfindungsreichtum sind keine Grenzen gesetzt. Was man dabei rausfinden wird? Man wird immer mehr verstehen, was für tolle Bücher die Autoren geschrieben haben, und jede elektronische Bearbeitung wird schnell das literarische Gleichgewicht des Textes so nachhaltig zerstören, so als im Untergrund noch nicht mal eine U-Bahn fahren würde, sondern lediglich nur gebuddelt würde.
Und über > die anderen Artikel des Juniheftes schreibe ich auch noch.
Siehe auch: > Un bouquineur content: Francis Pisani et son Kindle 2