Hermann-Kesten-Preis des PEN-Zentrums Deutschland für Philippe Lançon, Der Fetzen

Manchmal gibt es Momente, Stunden oder Tage, die ein ganzes Leben zweiteilen, ein Vorher und ein Nachher. Für Philippe Lançon war dieser Tag der 7. Januar 2015, als etwa gegen 11 h 28 zwei bewaffnete Attentäter in die Redaktionsräume von Charlie-Hebdo in Paris eindrangen, elf Personen töteten und mehrere verletzten:

Bitte lesen Sie weiter.  > Lesebericht: Philippe Lançon, Der Fetzen – 3. April 2019 | Autor: Heiner Wittmann

Philippe Lançon wird den Hermann-Kesten-Preis 2019 des PEN-Zentrums Deutschland erhalten:

Unsere Blog-Reaktion gratuliert Philippe Lançon zu dieser Ehrung:

Diesen wichtigen Preis, haben Sie umso mehr verdient, weil Ihr Buch mit Leidenschaft die Rekonstruktion Ihres Lebens mit Hilfe der Literatur erzählt. Ganz ohne Zweifel, jedes Buch enthält Literatur, aber Ihr Buch nennt ganz ausdrücklich die Werte, die Relevanz und die Hoffnung, an die die Literatur uns immer erinnert. Die Bücher enthalten alle Mittel gegen das Schlechte in der Welt, ganz im Sinne von >  Michel de Montaigne, der von den beiden Seiten der Welt spricht: das Schlechte wird von der Schönheit und von allem, zu dem uns die Bücher inspirieren, bekämpft. Es gibt noch einen anderen Aspekt Ihres Buches. Das ist seine unerschütterliche Präsenz gegenüber der Barbarei, die Sie in dem Moment erlebt haben, als um sie herum Ihre Freunde so kaltblütig ermordet wurden. Dieses Unglück, dass sich so völlig unerwartet während einer Versammlung mit Ihren Kameraden ereignet hat, dieses brutale Morden aufgrund blinden Hasses lässt uns – so sagt man – ohne Worte zurück. Sie haben eine andere Reaktion gewählt. In dem Sie die Details erzählen, ihre Chance dem allen durch die Literatur zu entgehen, bauen Sie für ihre Freunde ein Denkmal, das nicht stumm ist, sondern dass den Fanatikern gegenüber die für Schriftsteller und Journalisten wichtigsten Waffen in Szene setzt: Das Wort und die Freiheit. Nichts wird beide besiegen, solange die Literatur existiert. In diesem Sinne ist Ihr Buch viel mehr als ein gelungenes Zeugnis, es ist ein nachhaltiger Appell an die Freiheit, der die Kraft des Wortes hervorhebt.

> Hermann Kesten-Preis an Philippe LançonVeröffentlicht am von

Die Preisverleihung findet am 7. November 2019 um 19 Uhr in den Kammerspielen des Staatstheaters Darmstadt statt.

Philippe Lançon
> Der Fetzen
Roman
Aus dem Französischen von Nicola Denis
(Orig.: Le Lambeau)
2. Druckaufl. 2019, 551 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-608-50423-1