Die Blogschau:
Die frühere Biologin und jetztige Buchhändelerin Simone Dalbert aus Würzburg schreibt auf > papiergeflüster über > Patrick Rothfuss – Die Musik der Stille: „Auris Geschichte hat mich tiefer berührt als viele Werke mit mehr Seiten, ist mir wertvoller als viele andere. Ich hätte sie nicht missen wollen und bin froh, dass der Autor sie veröffentlicht hat, obwohl er selbst Bedenken hatte.“
„Despite the fact that the post office is slow delivering my copy, I’ll be getting to see a copy of this book in person soon. In fact, I hope to be seeing a lot of them, as I’m going to be making a trip to Germany and Austria next month,“ schreibt Patrick Rothfuss auf seinem Blog > blog.patrickrothfuss.com/ unter der Überschrift > German Book, German Tour (And Austria) und fasst auch dort alle Termine für seine Lesungen in Deutschland und Österreich zusammen. Wir freuen uns auf das Interview mit ihm in Leipzig.
Oliver Steinhäuser hat auch das Buch gelesen und schreibt auf dem > Buch- und Medienblog einen Lesebericht zu > “Die Musik der Stille”: „Die Protagonistin (= Auri, H.W.) weiß, dass in ihrem Inneren vieles nicht zum Besten steht und ist sich im Klaren darüber, dass die Unordnung in ihrem Inneren sie zu einer einsamen Person macht. Glück extrahiert sie aus den Momenten, in denen sie Räume und Objekte zueinanderpassend vereint. Traurig stimmen sie Situationen, in denen sie nicht den richtigen Platz für ihre Heiligtümer finden, denn sie selbst ist es, die für die Weltordnung zuständig ist.“
Lit.cologne: Dienstag, 17.03.2015, 21:00 Uhr:
Location: MS RheinEnergie/Literaturschiff, Frankenwerft KD-Anleger, Innenstadt, 50667 Köln
> Patrick Rothfuss & ChrisTine Urspruch lauschen der Musik der Stille
Moderation: Denis Scheck, Lesung des deutschen Textes: ChrisTine Urspruch
Gestern ist das neue Buch von Patrick Rothfuss, > Die Musik der Stille hier angekommen. Aus dem Englischen von Jochen Schwarzer mit Illustrationen von Marc Simonetti. Das war die Nachtlektüre in den vergangenen Stunden.
Da wir uns immer daran halten, die Bücher zu lesen und nicht in eine andere Blog-Rezensionen zu gucken, die wir aber später dennoch suchen und hier als Ergänzung dieses Leseberichts (Kann man sich diesen Ausdruck schützen lassen? Wir berichten hier über unsere Lektüren vornehmlich über Bücher aus den Verlagen Klett-Cotta und Tropen… > Rezensionen stehen woanders) anzeigen werden.
Wir werden uns hier nicht anmaßen, das Genre Fantasy zu definieren oder unseren Lesebericht wirklich sachgerecht in dieses Umfeld platzieren zu wollen. Unser Lesebericht berichtet hier nur über die Lektüre dieses einen Buches.
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Vorbemerkung. In der Patrick Rothfuss den Leser davor warnt, mit der Lektüre von > Die Musik der Stille zu beginnen, wenn er nicht vorher seine beiden anderen Bücher > Der Name des Windes und > Die Furcht der Weisen > Die Furcht der Weisen 2 gelesen hat.
Beschränken wir uns also hier nur auf die Geschichte von Auri. Es geht um die Universität von Imre, iwo die großen Cracks die Alchemie erforschen. Das was oben durch Reagenzgläser, Kolben und Röhrchen läuft, spielt sich in anderer Form ganz tief unter der Uni mit ihren Hallen im Berg ab, wo es viele verlassene Gänge und Räume gibt. In diesem Unterding lebt das kleine Mädchen Auri. Wer sie nach dort unten begleitet erlebt eine seltsame Geschichte, ein Märchen, eine Sage, nein wir wollen das Fantasy-Genre nicht erkunden, es geht nur um Auri, die sich „Am tiefsten Grund der Dinge“ aufhält. Die Gegenstände hier unten haben ein bemerkenswertes Eigenleben. Sie mögen nicht hier sein, sondern dort und üben ganz offen eine Faszination auf Auri aus, die von ihnen unwiderstehlich angezogen wird.
Er soll am 7. Tag kommen. Auri hat genügend Zeit, sich auf ihn vorzubereiten. Geschenke sammeln. Dunkel ist es in dem Unterding. Zum Glück hat Auri Foxen, der nur ein paar Tropfen benötigt, um zu strahlen, sein Licht durchbricht die Finsternis der Räume. Port, Änderorte, der Grund der Gelben Zwölf, die Schwelle nach Klimpern, durch Hopse durch. Dann das Eintauchen in das große Becken, dreimal Tauchen. Das Zahnrad aus blankem Messing holt sie aus der Tiefe, aus dem „unergründlich schwarzen Wasser von Klimpern“. Durch Tenners und Graukanin hindurch. Durch Borgen und Wains, durch Rubrik und Grüli, Krümelon liegen auf dem Weg. Wenn das so weitergeht, entsteht die Karte vom Unterding vor dem Leserauge.
Das Kristall aus dem Leuchter bekommt ein Eigenleben, es hat Glück , gefunden zu werden, und ist, später kommt er in den Sammelbeutel. Trumbel heißt das Treppenhaus, das aber nicht nach oben führt. Auf nach Druntdrunt. Die Dinge erkunden. Auri kann sich der Herrschaft der Dinge nicht entziehen, und der Leser fürchtet, dass ihr im Unterding doch noch etwas zustößt.
Das ist die alte Scheune mit dem Kläffer, dem Gaul, der Ziege und der Katze und ein kleines Mädchen, das sie beobachtet.
Ihr Meister Mandrag begleitet Auri zumindest in ihren Gedanken. Er hatte ihr Geduld beigebracht: Chemie besteht aus neun Zehntel Warten, hatte er ihr immer wieder gesagt.
Waschzwang. Auri kehrt zurück nach Büse und wäscht Hände und Gesicht. Schließlich macht sie sich daran, Seife zu produzieren und inszeniert ihre Produktion wie ein chemisches Fest: Talg, Bienenwachs eine Spur Schlaf, Äpfel, aufschäumen, den Zorn extrahieren, es war ein „viel grimmigeres Zeug…, als sie angenommen hatte“. Dennoch bleibt ihre Welt freudlos. „Nichts Vollkommenes. Nichts Schönes und Wahres.“ Muskatnusspulver, das eisblaue Flokon, Selasblüten, dann ein „heller, brökeliger Trester“. Küss-Seife. Zu ihrer Alchemie gehört eben doch eine Art von Ästhetik. Hier unten entwickelt sie doch ein Gefallen an den Dingen, wenn es ihr gelingt, sie durch Transformation sich untertan zu machen: „Ihre Seife war die wunderbarste aller Zeiten.“
Danach erkundet sie den Dreh-und Angelpunkt des Zahnrades. Tumbrel. Der Leser leidet richtig mit, wenn Auri mit dem Zahnrad die Treppe herunterfällt, und das Rad auf der siebten Stufe zerspringt.
Alles geht auch hier unten seinen Gang und „Sein Besuch würde sich nicht verzögern.“ Audri sammelt Geschenke für ihn. Dinge, die sie besiegt hatte, obwohl „es ein Geheimnis tief im verborgenen Herzen der Dinge“ gab? Es geht hier um das Verhältnis zu den Dingen: „und alle Dinge erkannten ihren Willen. Und alle Dinge beugten sich, um ihr zu gefallen.“ Also um die Ästhetik geht es hier unten. Daran besteht kein Zweifel. Und das Wohlbefinden, besonders dann, wenn von Ferne eine leise Melodie erklingt. Aber Auri überlässt die Dinge nicht sich selbst. Sie macht etwas mit ihnen und aus ihnen.
Eine Geschichte, die sich zum Wiederlesen und auch zum Vorlesen eignet, bei dem Sie verfolgen können, wie die Geschichte die Zuhörer in ihren Bann zieht. Es ist eine Phantasiewelt, wie Wains und Temerant, durch die Auri ihr Sammelbeutelchen trägt.
Patrick Rothfuss,
> Die Musik der Stille
Aus dem Englischen von Jochen Schwarzer (Orig.: The Slow Regard of Silent Things)
2. Aufl. 2015, 173 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-608-96020-4