Am Mittwoch ist der belgische Schriftsteller > Hugo Claus (AFP) in Amsterdam gestorben. Claus stammt aus Brügge, wo er 1929 geboren wurde. 2003 hatte er den Leipziger Buchpreises zur Europäischen Verständigung erhalten.
Gerade ist bei Klett-Cotta sein Roman > Der Kummer von Flandern („Het verdriet van Belgie“) von 1983 in der neuen Übersetzung von Waltraud Hüsmert erschienen. Es ist ein Familienepos aber auch ein Schelmenroman wie ein satirisches Zeitgemälde und das Buch untersucht die Alltäglichkeit des Faschismus. »Ein pralles Stück Erzählliteratur, barock und vital wie das Flandern-Bild eines Breughel, derb und sinnlich«, hat ein Rezensent 1983 geschrieben. Es ist das Hauptwerk des »wohl bedeutendsten Schriftstellers der niederländischen Gegenwartsliteratur« (Die Welt).
Louis Seynaves beobachtet im flämischen Walle am Straßenrand völlig hingerissen den Einmarsch deutscher SS-Verbände in sein Heimatstädtchen. Der Leser lernt dem Kleinstadt-Kosmos – und mit dem Internats-Geheimbund »Die vier Apostel«, dem Louis angehört, kennen. Zuhause bei Louis: das sind die Gassen um den Grote Markt, die schummrigen Winkel in der Druckerei des Vaters, und der Familientratsch am Küchentisch. Jede Denunziation, jede opportunistische Versuchung, sich mit den »Germanen« gegen die Wallonen zu verbünden, jede Episode dieser spannenden Jahre erlebt Louis mit.