In drei Tagen gehts zum > EduCamp nach Hamburg. Und es wird richtig spannend werden. > Lisa Rosa hat auf ihren Block > Shift schon mal ihre Gedanken zum Thema > Das Internet – ein Bildungsraum? vorgestellt. Ein lesenswerter Text, der die Bildungsdiskussion rund um das Internet mit der Vielfalt seiner Möglichkeiten prägnant zusammenfaßt. Mit dem Statement von Lisa Rosa zugunsten des Internets als ein heute unverzichtbarer Bildungsraum und dem Schreiben eines Buches am häuslichen Schreibtisch tun sich echt zwei ganz unterschiedliche Welten auf. Die Frage lautet also, ist die Nutzung des Internets notwendig, um heute ein gutes Buch schreiben zu können?
Wie hier bereits berichtet, schreibt Alex Rühle, Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung, über das Thema Das komplett vernetzte Leben ein Buch und Thomas Kraushaar bloggt beim Buchmarkt über das Projekt und berichtet darüber, wie die Verlagsarbeit sich gestaltet. Schwieriger als zu Zeiten von Web 2.0, weil Alex Rühle sich für 6 Monate aus allen Venetzungen, und aus dem Netz überhaupt zugunsten des guten alten Faxgerätes abgemeldet hat: Die Fage, die dabei mitschwingt, lautet also, braucht man heute das Internet zum Bücherschreiben? > Pause vom Internet: Netzstille oder Hilft das Internet beim Bücherschreiben?.
> Offline im Focus
> Kuscheliger Entzug
> Das erste Fax
> Aus dem Netz? Kein Netz? Ohne Netz!
Wenn ein Student heute eine Seminarbeit über Albert Camus schreiben will, kann ihm das Internet dabei eigentlich überhaupt nicht helfen. Doch, er findet im Internet eine ausführliche Bibliographie, die ihn trotzdem nicht davon abhalten sollte, den Klapp zu konsultieren. Aber sonst gewinnt er seine Inhalte nur aus seiner Lektüre. Natürlich könnte er den Eintrag über > Albert Camus Wikipedia benutzen, wo die kollektive Intelligenz ihm erzählt, dass das Leben nach Camus sinnlos sei. Und zur Vorbereitung seiner Seminararbeit sei hier noch bemerkt: Die Suche nach Inhalten im Internet mit einer bekannten Suchmaschine, die die Rangfolge der Ergebnisse nach einen Algorithmus und auch manchmal werbegestützt ausrechnet, hat mit einer Bibliotheksarbeit gar nichts zu tun.
Mit dem Internet ist es so wie mit dem Fernsehen. Es wurde geboren, und seitdem sucht man ständig neue Anwendungen für das Medium. Mittlerweile gibt es Twitter und Blogs, und man macht sich wie Lisa Rosa Gedanken, wie diese für den Bildungsprozess verwendet werden können. Sie behauptet: „Ich bin überzeugt davon, dass schon heute der gesellschaftlich relevante soziale Verkehr in erster Linie im Internet stattfindet und insofern das Internet insgesamt zum wichtigsten Sozialraum – und damit auch zum Lernraum – geworden ist.“ Ich finde, das ist zu weit gegriffen, das richtige Leben spielt sich nicht im Internet ab: > soziale Netzwerke haben längst nicht das alles gehalten, was sie versprechen. Im Gegenteil, sie reduzieren das soziale Leben auf einige Aspekte der Beziehungen. Lisa Rosa erinnert auch daran, das Wissen nicht medienneutral sei, sondern „Form, Medium und Wissen“ nicht getrennt voneinander zu haben sind. „Machiavelli schärft über zahlreiche poetische Formen sein literarisches Profil: Epigramm, Strambotto, Stanza, Madrigal, Sonett, Kanzone, Canto, Capitolo, Serenade,“ lautet eine Satz aus einem Klappentext eines Buches über > Machiavelli. Tatsächlich kommt hier dem Formen und den Gattungen eine ganz besondere Rolle zu, die mit dem Internet gar nichts zu tun hat. Bildung wird heute durch das Internet unterstützt, es gibt viele nützliche Quellen, aber das Aneignen von Bildungsinhalten wird durch das Internet qualitativ nicht besser als in der Offline-Zeit. Deshalb ist Lisa Rosas These „Im Internet muss im Internet gelernt werden…“ mit einem Fragezeichen zu versehen. Sie fügt aber selbst hinzu, „…denn hier wird nicht nur methodisch zeitgemäß gelernt, und es werden auch ganz andere Dinge gelernt werden, nämlich diejenigen, die in dieser Epoche gebraucht werden,“ … die ins Internet passen, könnte man hinzufügen. Womit wir wieder bei einer Diskussion über den Bildungsbegriff angekommen sind, für den wir das Internet gar nicht brauchen.