Susan Sontag schreibt in ihrer Essaysammlung Über Fotografie: „Eine Fotografie ist nur das Ergebnis der Begegnung zwischen einem Ereignis und einem Fotografen. Eine Aufnahme zu machen, ist selbst schon ein Ereignis, und zwar eines, das immer gebieterische Rechte verleiht: sich einzumischen in das, was geschieht, es zu usurpieren oder aber zu ignorieren.“
Eine Rezension ist eine Beurteilung eines Buches und wird zuweilen so ernst genommen, wie das Wort des Literaturkritikers, der das Buch als ausgezeichnet anpreist oder es auch mal schon mit einem Ausdruck der Empörung in die Tonne fallen läßt. Im Literaturhaus sind Fotos wie Rezensionen einer Veranstaltung.
Das Objektiv sieht alles.
Die Fototechnik ist mittlerweile so leise und diskret geworden, daß der digitale Fotoapparat von außen gesehen ruht, dennoch aber fleißig vieles um sich herum aufzeichnet. Das Foto war schon immer ein Art Bürge für die Authentizität des Augenblicks, sozusagen, die Objektivierung des Moments, in dem es dem Betrachter sagt, so war dieser Moment und so sah die Person aus.
Jeder Lehrer kennt den wunderschönen Moment, wenn der so oft abwesende Schüler in der letzten Reihe den Hals reckt, die Augen aufsperrt und die Ohren aufstellt, wenn vorne sich etwas Interessantes ankündigt.
Im Literaturhaus ist das nicht anders.
Verstohlen fotografiere ich gerne nach links und rechts, weil man so dem Entstehen des Werks zugucken kann. Da gibt es diejenigen, die einige Passagen gerade nicht mitbekommen, weil sie noch dem Klang der letzten so geglückten Wendung nachträumen. Es gibt mißmutige Gesichter, weil just die Erstellung des Werks nicht so recht gelingen will und der Blick schon mal auf die Uhr fällt. Und es gibt überall die aufmerksamen Gesichter, denen man förmlich ansieht, wie sie das Gehörte verarbeiten und als Katalysator für Bekanntes nutzt wollen. Damit verrate ich nun, daß ich am liebsten immer auf dem Podium neben dem Autor sitzen würde, weil man von dort aus am besten beobachten kann, wie die Hörer zu Lesern werden. hw
(Aus einer Rede anläßlich des 5. Geburtstages des Stuttgarter Literaturhauses, 2006)
Gestern war wieder so ein Abend, an dem Beat Wyss alles von über die Dichtung von > Dors Grünbein wissen wollte und dieser sich allen Fragen stellte. Zuerst hatte Grünbein eine Auswahl seiner Gedichte gelsen, dann las Wyss auch einige vor und fragte immer wieder nach. Und die Fotos zeigen, wie spannend der Abend war.