Robert Spaemann ist heute der bedeutendste konservative Philosoph im In- und Ausland. Jahrgang 1927, Günter Grass, Martin Walser und Joseph Ratzinger. Robert Spaemann feiert an diesem Samstag seinen 85. Geburtstag. Rechtzeitig zu seinem Festtag erscheint bei lLett-Cotta der Band > Über Gott und die Welt. Eine Autobiographie in Gesprächen. Dieses Buch ist die Aufzeichnung eines langen Gesprächs mit Stephan Sattler, in dem Spaemann seine Suche nach dem »was in Wahrheit ist« erläutert. Seine Mutter tanzte bei Mary Wigman, und sein Vater war Kunsthistoriker. Seine Eltern lebten in der Berliner Bohème der Zwanziger Jahre, sie waren links und athetistisch. 1942, nach dem Tod seiner Mutter, wird der Vater zum katholischen Priester geweiht. Zwei Jahre später desertiert Spaemann und versteckt sich bei einem Bauer. Robert Spaemann studierte Philosophie, Romanistik und Theologie in Münster, München und Fribourg, und wurde 1952 bei Joachim Ritter in Münster promoviert. 1962 wurde er in den Fächern Philosophie und Pädagogik in Münster habilitiert. An der TH Stuttgart lehrte er Philosophie von 1962 bis 1992. Danach lehrte er an den Universitäten Heidelberg und München, wo er 1992 emeritiert wurde. Spaemann war Gastprofessor in Paris, Rio de Janeiro, Louvain-la-Neuve sowie an der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften in Peking. Er hat die Ehrendoktorwürde der Universitäten Fribourg, Pamplona, Washington sowie Santiago de Chile. Robert Spaemann hat viele Werke Werke über die Ideengeschichte der Neuzeit, über Naturphilosophie, Anthropologie, Ethik und politische Philosophie verfasst. Seien Bücher sind in 14 Sprachen übersetzt worden.
Robert Spaemann bei einer Podiumsdiskussion über > Jean-Jacques Rousseau am 25. April 2012 in der > Stuttgarter Stadtbibliothek
Von der Vielfalt seines Vaters Heinrich hat Spaemann sehr profitiert: „Nächst Gott verdanke ich, wie mein Vater mir erzählte, meine Existenz der Malerin Käthe Kollwitz. Sie muss den genialischen jungen westfälischen Kunstgeschichtsstudenten, Dichter und Bauhaus-Schüler Heinrich Spaemann als Mitarbeiter der legendären »Sozialistischen Monatshefte« kennengelernt und gemocht haben. Mein Vater war dort zuständig für Film und Varieté, also damals zum Beispiel für Charlie Chaplin, Buster Keaton, Sergej Eisenstein, Josephine Baker und den Mozart der Jongleure, Rastelli. Ich besaß als Kind einen der Bälle, die Rastelli nach der Vorstellung ins Publikum geworfen hatte.“
Im Haus den „Psychologen Alexander Mette (später Präsident des Psychologenverbandes der DDR) … ereignete sich später (es war der letzte Besuch) auch die Wende im Leben meiner Eltern, der Blutsturz meiner Mutter, der ihrer tänzerischen Laufbahn ein Ende setzte. Dass sie im Himmel wieder würde tanzen können, war ihr gewiss. Dies und ein gleichzeitiger Anfall dämonischen Wahnsinns bei Mette war der Beginn einer gänzlichen Neuorientierung meiner Eltern, die, beginnend mit der Lektüre Rousseaus über Jean Cocteaus Briefwechsel mit Maritain schließlich zum Weggang von Berlin nach Münster und am Ende in den Schoß der katholischen Kirche führte. … Ergänzend ist nur noch zu sagen, dass mein Vater sich Jahre nach dem Tod meiner Mutter entschloss, Priester zu werden. Er wurde 1942 vom Bischof von Münster, Graf Galen, geweiht.“
Die bewegenden Stationen seiner Biographie, die er in diesem Gespräch berichtet werden von Spaemann auch in seinem > Werk immer wieder reflektiert.
Ein Gespräch mit Robert Spaemann über die Atomenergie: > Nach uns die Kernschmelze. Hybris im atomaren Zeitalter:
> Ein unstillbares Verlangen nach Wahrheit.Der Philosoph Robert Spaemann wird heute 85 Jahre alt.
Im Gespräch mit Stephan Sattler erzählt er „Über Gott und die Welt“ Von Martin Mosebach,
in DIE WELT, 5. Mai 2012
> Robert Spaemann
Unter Mitarbeit von Stephan Sattler
> Über Gott und die Welt. Eine Autobiographie in Gesprächen
1. Aufl. 2012, 352 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-608-94737-3
Weitere Beiträge auf diesem Blog zu den Büchern von Robert Spaemann:
> Nachgefragt: Robert Spaemann, Nach uns die Kernschmelze
> https://blog.klett-cotta.de/philoosophie/leseberichtrobert-spaemann-nach-uns-die-kernschmelze/
> Rechtzeitig abschalten: Das Ende der Atomkraft
> Rousseau – Mensch oder Bürger
> Robert Spaemann – Freiheit und Wahrheit
> Robert Spaemann feierte seinen 80. Geburtstag
> Robert Spaemann: Das unsterbliche Gerücht
> Das unsterbliche Gerücht: Robert Spaemann, Michael Klett
> Das unsterbliche Gerücht: Die Frage nach Gott und die Täuschung der Moderne