Aufgeschlagen: Arno Gruen, Wider den Gehorsam

grun-wider-de-gehorsamArno Gruen, > Wider den Gehorsam Auf der Website von Klett-Cotta heißt es: „Wer den Mut zum Ungehorsam hat, der entzieht sich nicht nur vermeintlichen Autoritäten, sondern nimmt die Menschen lebendig und mitfühlend wahr. Wie sehr die Kultur des Gehorsams entmenschlichen kann und welche Wege aus dem Kreislauf der Unterordnung führen, zeigt Arno Gruen: ein befreiendes Plädoyer für mehr Mitmenschlichkeit.“

Der Prolog (S. 9 ff) dieses Buches gbt die Richtung vor: „Prolog: Gehorsam – das Grundproblem unserer Zivilisation“, Grun nennt die „Die Ursachen des Gehorsams“ (S. 31 ff), und verbindet sie mit „Fehlende(r) Identität und Zerstörung (S. 39 ff.). Er hinterfragt „Autorität und Gehorsam (S. 51 ff), weist
„Wege aus dem Gehorsam (S. 65 ff.). Erinnert an „Staatstheorien – Machtstrukturen des Gehorsams (S. 73 ff.) und wendet sich nochmal dem „Gehorsam – Fundament und Pathologie unserer Kultur (S. 77 ff.) zu.

Der erste Satz seines Prologs schlägt den Ton seines Essays an:

„Das Resultat unserer rationalisierten, von abstrakten Ideen über unser erwünschtes gehorsames Wesen geformten Zivilisationen sind standardisierte Personen.“ S. 9.

2010 haben wir in einem Vortrag auf dem Barcamp in Mannheim zusammen mit Robert Basic die Frage gestellt: „Wie sozial sind soziale Netzwerke?“ Bei der Beantwortung dieser Frage haben wir Fotos vom > Wilhelmsplatz in Stuttgart-Bad-Cannstatt

und von der > Place Homme de Fer in Straßburg vorgezeigt.

Auf dem Wilhelmsplatz muss jeder Verkehrsteilnehmer immer den ihm zugewiesenen Raum eionhalten, so wie Kaüfer in einem Einkaufszentrum: Kaufe und bleibe möglichst lange drin, lautet die Divise: Shoppe bis zum Umfallen.Aber auf der Place Homme de Fer herrscht munteres Treiben, hier bekommt jeder Verkehrsteilnehmer den Platz, den er gerade braucht oder haben möchte.

Unsere Stadtstrukturen erziehen auch zu einem Gehorsam im Bereich der Mobilität und damit auch gegenüber den politischen Strukturen und ihren menschenverachtenden Großprojekten in Städten, so wie die neue > Stadtbibliothek in Stuttgart, die bald zwischen den Neubauten des Europaviertels verschwinden wird, den Besucher zu langen Wegen zwingt. Innen hübsch, aber so also ob der Architekt den Besuchern das Anfassen von Büchern abgewöhnen möchte.

Gruen sagt im Prolog: „Die Angst, ungehorsam zu sein, führt dazu, sich dem Unterdrücker unterzuordnen. Indem man sich mit dem Unterdrücker verbündet, kehrt man seine Gewalt und Verachtung in Liebe um,“ (S. 9) und nennt auf diese Weise die Angst als Erfolgsgrund für Diktaturen. Und „Das Bedürfnis nach Gehorsam
ist ein grundlegender Aspekt unserer Kultur.“ (ib.) Verwechseln wir nicht Loyalität und den Respekt vor Werten mit einer negativen Konnotation von Gehorsam. HGrun präzisiert: S. 18: „Die Kehrseite jeder Treue ist Gehorsam.“

Zu Gruens Thesen gehört, dass Gehorsam als Ducken vor staatlichen Strukturen schädlich ist: „Fest verankerte Konventionen verführen zu reflexartigem Gehorsam, veranlassen uns, Obrigkeiten nicht in Frage zu stellen, verleiten uns zur Hingabe an vorgegebene Programmierungen, zu Gruppendenken und machen uns schließlich unfähig, selbst zu denken und selbstbestimmt zu handeln.“ (S. 13)

Es geht wie immer auch um die früheste Kindheit: „Die Wurzeln dieses uralten Mechanismus finden sich in der frühesten Kindheit: Damals waren wir den Erwachsenen, die uns versorgten, aber uns auch ihren Willen aufzwangen, ausgesetzt. Diese Erfahrung bedroht jedes kindliche Selbst, das sich gerade entwickelt.“ (S. 18.)


Monika Schiffer
> Arno Gruen. Jenseits des Wahnsinns der Normalität – Biografie
ca. 50 sw-Abbildungen
180 S., ISBN: 978-3-608-94449-5

Beim Stichwort Kindheit fällt uns unser > Gespräch mit Jean-Jacques Rousseau ein, der L’Éile ou de l’éducation 1762 veröffentlicht hat.

Es ist Angst und die Suche nach Autoritäten, die Le Pen und dem FN in Frankreich Erfolge bescheren und Gruen erinnert an ein berühmtes Buch: „Etienne de La Boétie belegte dies bereits im 16. Jahrhundert in seiner Abhandlung Von der freiwilligen Knechtschaft, und zahlreiche politische Ereignisse beweisen es immer wieder – wie beispielsweise der Umstand, dass Marine Le Pen und ihre Front National bei der Europawahl am 25. Mai 2014 mit rund 25 Prozent die stärkste Partei in Frankreich wurde und unter Arbeitern in wirtschaftlich desolaten Gegenden bis zu 48 Prozent der Stimmen erhielt.“ (S. 21.)

Sie haben gemerkt, mit dem Buch > Wider den Gehorsam werden Sie ein Buch eines mutigen und entschlossenen Aufklärers in die Hand bekommen:

Konstantin Wecker hat dieses Buch gerade begeistert gelobt:

grun-wider-de-gehorsamArno Gruen,
> Wider den Gehorsam
1. Aufl. 2014, 97 Seiten, Klappenbroschur
ISBN: 978-3-608-94891-2