Gerade ist bei Klett-Cotta der Band > Mit offenem Blick. Begegnungen mit fremden Kulturen von Gerhard Schweizer erschienen.
Wir zitieren hier aus unserer Korrespondenz mit dem Autor:
Stuttgart de, 27. August 2020
Lieber Herr Schweizer,
heute waren wir beide fast den ganzen Tag quer durch die Welt miteinander unterwegs. Zum ersten Mal konnte ich ein wenig mithalten und hätte Ihnen auf unserer Reise gerne von meinen Erlebnissen 2008 in der Medina in Fes erzählt > www.romanistik.info/un-voyage-au-maroc-ii-fes – der junge Mann, der auf mich zu kam und unbedingt etwas über die Medina erzählen wollte… danach wollte er auch unbedingt Geld haben… wollte auch mehr Geld bekommen… da wurde es mir etwas schummerig… war erleichtert, als er mich dann endlich – zufriedengestellt – stehen ließ, das war in einer Seitengasse… niemand drumherum und ich war froh als ich wieder unter Menschen war – hätte ich bloß vorher Ihr Buch gelesen.
Habe Ihr Buch von gestern Abend bis heute Mittag ganz gelesen – wir sind also zusammen gereist – und morgen früh setze ich mich an den Lesebericht. Meine Erwartungen haben Sie voll und ganz erfüllt. Sie haben eine Pflichtlektüre für alle verfasst, die mit fremden Kulturen bei uns nichts anfangen können, nebenbei zeigen Sie auch sehr geschickt, wie wenig nützlich es ist, z. B. von den Indern oder den Moslems zu sprechen, ohne auch den einzelnen Menschen in ihnen zu sehen, das wird deutlich, wenn Sie über Ihre vielen sehr spannenden Einzelbegegnungen berichten. Damit kann man auch gut erklären, dass jeder Flüchtling, der zu uns kommt, ein individuelles Schicksal mitbringt.
Das Gewicht Ihrer Reiseerfahrung, eingängig und klug erklärt, haben dieses Buch für mich zu einer sehr lehrreichen Lektüre gemacht. Es stecken ja auch politische und wirtschaftliche Lehrgrundsätze darin, gepaart mit das, was Stadtsoziologie genannt werden kann. Hinzu kommt die Klimawende, wie eine kommende Katastrophe, deren Ausmaße gar nicht im Blick sind. Übrigens, Sie weisen auch ausführlich auf die Ursachen hinsichtlich der Migrationsbewegungen hin. Unsere Politiker sprechen oft davon, man müsse die Ursachen bekämpfen… das sind löbliche Absichten, aber alle scheinen ziemlich machtlos zu sein angesichts der sozialen und ökonomischen Bedingungen, die eine Migrationswelle für die Welt bereit hält, von der wir erst die Vorboten erahnen konnten. Bevor man sich an die Ursachen heranmacht, muss man erst einmal die Ausgangsbedingungen verstehen und dafür Ihr Buch zur Hand nehmen,
Ich wiederhole meinen Dank für diese anregende Lektüre, freue mich auf unser Gespräch,
mit besten Grüßen, auch an Ihre Frau,
HW
Gerhard Schweizer,
> Mit offenem Blick. Begegnungen mit fremden Kulturen
1. Aufl. 2020, 319 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-608-96377-9