Der Vater Europas

Karl der Große Allein schon die vielen Parallelen zum Europa von heute machen diese Biographie so lesenswert: Was uns heute der Euro ist, war damals der kaiserliche Münzfuß. Wenn die Mitgliedstaaten der EU heute die Hochschullandschaft reformieren, dann offenbart Barbero auch hier eine Parallele, wenn er uns vom Engagement Karls des Großen bei der Reform des mittelalterlichen Bildungswesens erzählt.

„…mit Karl dem Großen entsteht in Europa zum erstenmal ein einheitlicher politischer Raum, der von Hamburg bis Benevent, von Wien bis Barcelona reicht und dessen große Handelsachsen der Rhein und die Häfen der Nordsee sind. Diese politische Einheit unterscheidet sich grundlegend vom Römischen Reich, dessen Zentrum das Mittelmeer bildete und zu dessen reichsten und kulturell besonders entwickelten Regionen Nordafrika und Kleinasien zählten. Um die beiden Historiker zu zitieren, die zu den bedeutendsten des 20. Jahrhunderts gehören: Wenn es zutrifft, daß »Europa entstand, als das Römische Reich zusammenbrach« (Marc Bloch), dann erhält es sein eigentliches Gesicht allerdings erst später: es ist »das Reich Karls des Großen, das dem, was wir Europa nennen, zum erstenmal Gestalt verlieh« (Lucien Febvre). ( M. Bloch, »Problèmes d’Europe«, Annales ÉSC 7 (1935): 476; L. Febvre, L’Europe: genèse d’une civilisation (Paris, 1999)“, schreibt Barbero in seinem Vorwort.

Karl der Große (748 – 814) gehört zu den herausragenden Gestalten der mittelalterlichen Geschichte. Alessandro Barbero verknüpft die Darstellung des politischen Lebens mit den gesellschaftlichen Entwicklungen im Europa jener Zeit, die sich an den Höfen, in den Klöstern und Abteien, Grafschaften und Diözesen und in der Welt der einfachen freien und unfreien Männer und Frauen vollzogen. Er schildert die kriegerischen Auseinandersetzungen der Franken und berichtet von den diplomatischen Verwicklungen mit Byzanz. Hofakademie, Bildungsreform und Kunst sind beeindruckende Zeugnisse für das von Karl geförderte Programm der kulturellen und wirtschaftlichen Erneuerung.

Alessandro Barbero, geboren 1959 in Turin, ist Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Universität von Ostpiemont in Vercelli.

> Alessandro Barbero, Karl der Große. Vater Europas Zur Zeit nicht erhältlich.