Lesebericht: Robin Lane Fox, Die klassische Welt

Fox, Die klassische WeltRobine Lane Fox lehrt heute als Fellow im new College in Oxford. Er hat sich vorgenommen über die Geschichte des klassischen Altertums, also ein Zeitraum über neun Jahrhunderte von der Epoche Homers um 730 v. Chr. bis zur Regierungszeit Hadrians, des römischen Kaiser von 117 – 138 n. Chr. zu berichten. Diese Aufgabe hat Fox mit seinem Buch, das Anfang dieses Jahres in der Übersetzung von Ute Spengler bei Klett Cotta unter dem Titel > Die Klassische Welt. Eine Weltgeschichte von Homer bis Hadrian erschienen ist, brillant gelöst.

Sechs Teile enthält seine Darstellung: Die archaische griechische Welt mit Kapiteln über Homer, die Götter, Tyrannen und Gesetzgeber, über Sparta, die Ostgriechen, den Weg zur Demokratie und über die Perserkriege. Die Welt der griechischen Klassik berichtet über den Wandel der griechischen Kultur, über Perikles und Athen, über den Peloponnesischen Krieg, über Sokrates und über Philipp von Makedonien. Teil III Hellenistische Welten erinnert an Alexander den Großen und den Expansionsdrang Roms. Die Römische Republik erzählt die Triumphe Pompeius‘, die Welt Ciceros und den Aufstieg Julius Cäsars, und wie die Freiheit verraten wurde. Von der Republik zum Kaiserrreich lautet die Überschrift des V. Teils: Es geht um Antonius und Kleopatra, die Umstände, wie einer zum Kaiser erhoben wird, um Moral und Gesellschaft und die römische Armee. Eine Imperiale Welt umfasst die Epoche von der julisch-claudischen Dynastie, über das Vierkaiserjahr, die letzten Tage von Pompeji bis zu verschiedenen Regimewechseln mit einem Ausblick oder einem Rückblick auf die Darstellung der Vergangenheit. Eine Bibliographie, ein Register und ausführliche Kommentare zu den 70 Abbildungen ergänzen den Band.

(Der Internet Explorer 7 mag > das Buch zum Blättern nicht anzeigen?) In seiner Einleitung erklärt Fox, er setze Fachkenntnisse nicht voraus, und in der Tat sein Buch vermittelt in perfekter ein Überblickswissen und schärft den Sinn und auch die Neugier für Zusammenhänge. Nach der Lektüre dieses Bandes wird jeder Museumsbesuch, wie z. B. des Alten Museums in Berlin Römisch-Germanischen Museums in Köln zu einem ganz neuen Erlebnis, weil die Einordnung in zeitliche Zusammenhänge nun viel leichter fällt.

Jedes Kapitel (55 Kapitel auf 630 Seiten) beginnt mit einem Zitat aus einer Quelle, die das Thema der folgenden Darstellung vorgibt:

„Kapitel 18
Philipp von Makedonien

Philipp verachtete Menschen, die einen geordneten Charakter hatten und ihren Besitz hüteten, doch er pries und ehrte solche, die verschwenderisch waren und ihr Leben mit Würfelspiel und Trinken verbrachten …Waren nicht einige von ihnen rasiert und weichhäutig, obwohl sie erwachsene Männer waren, während andere es wagten, einander zu besteigen und Geschlechtsverkehr auszuüben, obwohl sie Bärte trugen? Zu Recht also konnte jemand sie für »Bettgenossen« halten, nicht aber für »Kampfgenossen« …
Theopomp Frgm. 225 B (Jacoby), nach seiner Zeit bei Philipp in Pella

Die Beziehungen zwischen den Stadtstaaten Griechenlands erfuhren bis in die 350er Jahre eine Fülle von Veränderungen, aber große Überraschungen von dritter Seite blieben aus. Zwanzig Jahre später jedoch hatte die Freiheit der Griechen einen neuen Herrn, einen König von Makedonien, dem Reich im griechischen Norden jenseits des Berges Olymp. Die unvermutete Dominanz Makedoniens ging über die des perikleischen Athen weit hinaus und sollte mehr als 170 Jahre dauern.
Ihre Anfänge verhießen wenig Gutes. Philipp, ihr Begründer, betrat die Bühne mit etwa 20 Jahren als Regent für einen noch jüngeren Prinzen. Sein älterer Bruder hatte in einer Schlacht den Tod gefunden und nicht, wie Gerüchte es wollten, durch die Hand seiner Mutter, und sein Reich wankte unter dem Ansturm von Barbaren aus dem Nordwesten. Den griechischen Stadtstaaten im Süden war das Bild vertraut: Mord in der makedonischen Königsfamilie, eine umstrittene Thronfolge, bedrängte Könige, die Eide schworen und brachen. Es kam zu flüchtigen Schüben erstarkter Macht, doch über 200 Jahre lang war nicht ein einziger König von Makedonien im hohen Alter eines friedlichen Todes gestorben. Dessen ungeachtet gebot das neue Oberhaupt des Landes, König Philipp II., nach mehr als zwanzigjähriger Machtausübung über eine erstklassig trainierte Armee, die zahlreiche Thessalier und andere Griechen einschloss, und konnte einen entscheidenden Sieg über die wichtigsten griechischen Stadtstaaten erringen, darunter Athen.“ (S. 213)

Manche Kapitel, wie das 27. Kapitel Über den Frieden der Götter fangen mit einem klaren Statement an, das den Ton vorgibt: „Die immer engere Berührung von Römern und Griechen war keine Begegnung von Geistesverwandten.“ (S. 322) Kulturgeschichte kommt wie so oft in ähnlichen Darstellungen hier nicht zu kurz. Besonders beeindrucken mich in diesem Band die Beiträge zur Verfassungs-und Sozialgeschichte wie das Kapitel 5: Tyrannen und Gesetzgeber, Kapitel 8: Auf dem Weg zur Demokratie, Kapitel 12: Griechische Kultur im Wandel oder Kapitel 41: Moral und Gesellschaft, in denen Fox Grundlagenwissen vermittelt und dies durch die Ereignisgeschichte illustriert. Diese Wechselbezüge zwischen der Vermittlung von Faktenwissen und der Interpretation von Ereignissen machen sein Buch zu einem Lesevergnügen mit einem erstaunlichen Erinnerungseffekt. Nebenbei kann man hier vieles über das Handwerkszeug des Historikers lernen, wie lauscht er den Quellen, was sagen sie und was macht er aus ihnen, wie gewichtetet er ihre Aussagen? Auf diese Weise vermittelt Fox dem Leser ein festes Gerüst, das mit einigen historischen Daten und Namen sicher steht. Jeder Leser, auch die Schüler, haben den ein oder anderen Namen schon mal gehört, aber verwechseln leicht die Jahrhunderte. Manche Oberstufenschüler und viele Geschichtsstudenten werden sich über dieses Buch freuen, weil sie hier Grundlagen erhalten, die Lust auf weiteres eigene Forschung machen.

> Nachgefragt: Robin Lane Fox, Die klassische Welt. Eine Weltgeschichte von Homer bis Hadrian

Robin Lane Fox
> Die klassische Welt Eine Weltgeschichte von Homer bis Hadrian
Aus dem Englischen von Ute Spengler (The Classical World. An Epic History from Homer to Hadrian)
1. Aufl. 2010
Ausstattung: gebunden mit Schutzumschlag, 32 Seiten Tafelteil (s/w und farbig), 11 Karten, Lesebändchen
750 Seiten
ISBN: 978-3-608-94467-9

Für Schüler und Studenten bietet das Buch von Fox eine wichtige Orientierungshilfe für das Studium der Alten Geschichte. Im Unterricht ist der Geschichts-Atlas dazu eine nützliche Ergänzung. Der Atlas behandelt zentrale Themen der Menschheits- und Staatengeschichte von der Vor- und Frühgeschichte bis zur Gegenwart in anschaulichen Karten. Der räumliche Schwerpunkt liegt auf Mitteleuropa und Deutschland – zahlreiche landesgeschichtliche Karten ermöglichen einen regional vertiefenden Unterricht. Die beigelegte CD-ROM enthält dynamische Geschichtskarten zu ausgewählten Themen. Die CD-ROM ist zum selbständigen Lernen und für die Vorbereitung von Präsentationen geeignet.

 

Ausschnitt aus der Karte „Der Abwehrkampf der griechen gegen Persien (490-480 v. Chr.) im Geschichte und Geschehen Atlas Digital (c) Ernst Klett verlag Stuttgart – Gotha 2009.

> Geschichte und Geschehen Atlas mit CD-ROM
Ernst Klett Verlag
Atlas mit CD-ROM, 272 Seiten
ISBN: 978-3-12-828191-2

Geschichte und Geschehen Atlas digital CD-ROM Einzellizenz
978-3-12-828192-6

> Geschichte und Geschehen Atlas digital CD-ROM Schullizenz
978-3-12-828193-3

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