Edgar Wolfrum hat mit seinem Buch > Der Aufsteiger. Eine Geschichte Deutschlands von 1990 bis heute verfasst.: In unserem > Lesebericht: Edgar Wolfrum, Der Aufsteiger. Die Geschichte Deutschlands von 1990 bis heute hieß es: „Wegen der Klarheit seiner Darstellung ist es auch vorzüglich für Schüler/innen und Student/innen geeignet, die sich mit der Geschichte Deutschlands näher befassen möchten.
> Nachgefragt: Lesebericht: Edgar Wolfrum, Der Aufsteiger. Die Geschichte Deutschlands von 1990 bis heute – 23. April 2020
Wolfrum erzählt die Geschichte Deutschlands seit 1990 von der Wendezeit, über den Beginn des Wiederzusammenwachsens der beiden deutschen Staaten, die Bedrohungen durch den globalen Terrorismus, die Weltfinanzkrise, die Flüchtlingskrise von 2015 bis zum Klimawandel, der Digitalisierung, des aufkommenden Populismus und endet mit einem zum Nachdenken anregenden Kapitel über die Erinnerungskultur, bevor noch Anmerkungen zur Gründung und Konzeption des Humboldt-Forums in Berlin folgen.
Heute hatten wir im > Homeoffice eine Gelegenheit krisenbedingt online mit Edgar Wolfrum, der Professor für Zeitgeschichte an der Universität Heidelberg ist, zu sprechen:
Wieso steht im Titel der Aufsteiger? Natürlich geht es um die neue Rolle Deutschlands seit der Wiedervereinigung. Ist dieses Deutschland den Erwartungen nach 1990 vor allem auf der internationalen Bühne gerecht geworden? „Zaudernder Riese und verunsicherte Demokratie?“ lautet eine Überschrift. Das Land als einer der „Motoren der globalen Ökonomie“ und „tragende Säule der westlichen Welt“ (S. 23) schien noch mit einer Definition seiner (außenpolitischen) Interessen zu hadern. Erst Ereignisse wie die Finanzkrise (s. Kap. 6, S. 131-153) haben die Stellung in internationaler Hinsicht neu oder anders definiert. Sollte Deutschland zu einer Weltmacht wider Willen (vgl. S. 22 f.) werden? Hat der globale Terrorismus und dann die Weltfinanzkrise die Stellung Deutschlands auf dem Feld der internationalen Politik verändert? 2008 machte Land seine Stellung als „Macht der Mitte“ (S. 24) bewusst? Hat das die Stellung Deutschlands verändert?
War der „Aufbau Ost“ eine schwere Hypothek für das neue Deutschland, ja sogar eine „Täuschung“? Das Wiederzusammenwachsen der beiden deutschen Staaten war oder ist ein Prozess – wie weit sind wir heute?
Hat in beiden Staaten eine Auseinandersetzung mit der gemeinsamen deutschen Geschichte vor 1945 und später unter den Bedingungen der Teilung stattgefunden?
Edgar Wolfrum nennt besondere Ereignisse, die die die deutsche Geschichte seit 1990 mit gestaltet haben. Wir haben ihn gefragt, inwieweit hat der Strom der Migranten im August und September 2015 Deutschland verändert? Ist der aufkommende Populismus allein mit der Migrantenkrise zu erklären?
Das Kapitel 4 ist ein Schlüsselkapitel zum Verständnis der Probleme rund um „Deutschlands innere Einheit“. Sie stellen hier Einzelheiten der wirtschaftlichen Entwicklung mit allen Höhen und Tiefen und erklären, dass die Unterschiede heute in Westdeutschland zwischen strukturschwachen Gebieten viel größer als zwischen Ost und West seien. (Vgl. S. 109) Ist da bis heute einiges versäumt worden?
Die „Erneuerung der Erinnerungskultur“ ist auch ein Gradmesser für die politische Entwicklung und Deutschland. Hier zeigt sich, wie die gemeinsame Vergangenheit, wie die Nazidiktatur, und die Zeit der Teilung bewertet und beurteilt wird. Hat man dabei die deutsch Geschichte im Kontext des Kalten Krieges genügend in den Blick genommen?
Gibt es heute ein neues deutsches Selbstbewusstsein, 30 Jahren nach der deutschen Einheit?
Und wir haben aus Gründen der Aktualität Professor Wolfrum gefragt, inwieweit seiner Einschätzung nach die Coronakrise Deutschland verändern wird? Und wir haben ihn nach dem Stand der deutsch-französischen Beziehungen gefragt. In seiner Antwort erinnerte er an die bisher unzureichenden deutschen Reaktionen auf die europapolitischen Vorschläge von Staatspräsident Macron.
Edgar Wolfrum
> Der Aufsteiger
Eine Geschichte Deutschlands von 1990 bis heute
1. Aufl. 2020, 368 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-608-98317-3
> Lesebericht: Edgar Wolfrum, Welt im Zwiespalt. Eine andere Geschichte des 20. Jahrhunderts
Für Schülerinnen und Schüler, die in den nächsten Jahren Abitur machen und dann studieren werden, ist das 20. Jahrhundert längst vorbei. Kalter Krieg? Mauerbau? Drittes Reich? Weimarer Republik? Novemberrevolution? Erster Weltkrieg? DDR? Alles längst vorbei und überhaupt mit Geschichtsdaten ist das so eine Sache. Da wird manches vergessen und Bezüge gehen verloren. Und da es bei uns mit dem Politikunterricht eher düster aussieht kommen manche Schülerinnen und Schüler manchmal mit eher dürftigen Kenntnissen des 20. Jahrhunderts aus der Schule heraus. Und dennoch ohne eine profunde Kenntnis der politischen aber auch kulturellen Geschichte des 20. Jahrhunderts sind die internationalen Beziehungen von heute kaum zu verstehen. Man sucht also Bücher über das 20. Jahrhundert, um peinliche Lücken zu füllen…