Die dritte überarbeitete und erweiterte Auflage des Buches von > Ekkehard Eickhoff, > Venedig, Wien und die Osmanen. Umbruch in Südosteuropa 1645 –1700 erinnert daran, daß Klett-Cotta für die > Geschichte immer mehr Darstellungen vorlegt, die ein wichtiges Überblickswissen über eine ganze Epoche vermitteln. Das sind keine Spezialthemen, sondern diese Bücher helfen auch Studenten größere Zusammenhänge zu verstehen, die über das Thema eines Seminars oder einer Vorlesung hinausgehen. Die > Die Kulturgeschichte des Hellenismus herausgegeben von Gregor Weber der band oder Peter Heather, > Der Untergang des Römischen Weltreichs gehören zu diesen Darstellungen.
Das Buch > Venedig, Wien und die Osmanen ist eine spannend geschriebene Darstellung – > Leseprobe – der jahrzehntelangen Auseinandersetzung um Kandia auf Kreta, das die Venezianer schließlich nach einem verzweifelten Kampf im Grabensystem vor und unter Kandia den Osmanen überlassen mussten. Eickhoff beginnt mit der Nacht zum 25. Juni 1645, als vom „westlichen Vorgebirge der Insel Kreta aus am Horizont eine lange und immer längere Kette von schwankenden Lichtern auf der Kimm des Meeres sichtbar wird“, nach 70 Jahren Frieden in der Region – Europa hatten in Münster die Verhandlungen, die zum Westfälischen Frieden führen sollten, gerade erst begonnen – begann die gefürchtete türkische Invasion. In den folgenden Jahrzehnten wird das Osmanische Reich ein bestimmender Faktor für die gesamteuropäische Politik. Eickhoff schildert die Entwicklung des Osmanischen Reiches und erläutert die Gründe, wieso es nach einem Dreivierteljahrhundert des Friedens zwischen ihm und den christlichen Großmächten erneut zu Kampfhandlungen kam, die schließlich in die erbarmungslosen Kampf um Kandia, dessen Fall und dann in die Belagerung von Wien überging. Im August 1644 begegnete der Oberkommandierende des Johanniterordens mit seinen sechs Galeeren bei Karpathos einem türkischen Konvoi von zehn Schiffen. Nach einem mehrstündigen Gefecht, hatten die Malteserritter die Türken überwältigt und reiche Beute gemacht. Ähnliche Vorgänge folgten. Mit der Beschreibung der Reaktionen der Türken vermittelt Eickhoff interessante Einblicke in die Herrschaftsstruktur des Osmanischen Reiches, wo der Thronwechsel oft sehr blutig verlief. Sultan Ibrahim kam mit 28 Jahren 1640 auf den Thron. Er entschied schon 1644 Venedig anzugreifen. Es kommt zur Invasion auf Kreta und dann zum ägäischen Seekrieg mit seinen grausamen Zusammenstössen mit den Galeeren, zur Seeschlacht von Naxos im Juli 1651. Warum war Kandia für die Venezianer so wichtig, daß sie dafür den fast 25 Jahr dauernden Kampf um die Stadt in Kauf nahmen?
Eickhoff erklärt den Kampf um Kandia als „einen Prestige- und Lebenskampf“ (S. 76) der Venezianer und verweist dabei auf die soziale Struktur der Stadt aber auch um den Willen der Venezianer einen bestimmten Rang in der christlichen Staatengemeinschaft behaupten zu wollen. Der Krieg dauerte auch so lange aufgrund der „Macht und Ohnmacht des Serails“ (S. 92-109), die erst mit dem Aufstieg Mehmed Körpülüs endete. Die Ägäische Welt um 1650 und die verschiedenen Allianzprojekte in West und Ost sind für Eickhoff gute Gelegenheiten, den Rahmen dieses Krieges verständlich zu erklären. Das Zurückweichen der Türken vor Wien erleichterte Österreich den Aufstieg zur Großmacht. Ein Glossar (S. 413-417) hilft, historische Fachbegriffe zu verstehen.
Blogbeiträge sollen nie so lang sein, aber die Lektüre dieses Buches während der Zugfahrten nach Köln und > Paris macht es echt schwer, sich hier kurz zu fassen. Besonders gut gelungen sind in diesem Band die Einblicke in die inneren Strukturen des Osmanischen Reiches und in die Reaktionen der europäischen Mächte, wodurch der Leser diese grundlegenden Veränderungen richtig einordnen zu kann.
Ekkehard Eickhoff , > Venedig, Wien und die Osmanen. Umbruch in Südosteuropa 1645 –1700 3. Aufl. 2008, ca. 50 s/w-Abbildungen, Vorsatzkarte, 464 S., ISBN: 978-3-608-94511-9
Ekkehard Eickhoff , Venedig – Spätes Feuerwerk. Glanz und Untergang der Republik – 1700 – 1797
2. Aufl. 2007, 16 Seiten farbiger Tafelteil, Vorsatzkarten, 456 S., Seiten: 456, ISBN: 978-3-608-94145-6
Manfred Schwarz schrieb in der Süddeutschen Zeitung am am 21.11.2006: »… Mit Esprit und Eleganz kann man jedoch vorzüglich Geschichte schreiben. … Dies belegt beeindruckend, ja mitreißend der Band, den er nun der Kulturgeschichte Venedigs im 18. Jahrhundert gewidmet hat. …«