Nachgefragt: Martin Bleif, Das Tier in uns. Die biologischen Wurzeln der Menschheit

Martin Bleif, Das Tier in uns. Die biologischen Wurzeln der Menschheit„Eigentlich besteht das Buch von Martin Bleif, > Das Tier in uns. Die biologischen Wurzeln der Menschheit aus vier Büchern. Wären aber diese vier Bände I. Evolution, II. Gene, III. Zellen und IV. Gehirn einzeln veröffentlicht worden, wäre aber

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gerade die so einleuchtende Sicht des Autors, die er im Prolog vorstellt: „Die Welt als ein mehrgeschossiges Gebäude“ (S. 11 ff.) und „Die Welt in Stockwerken“ (S. 13 ff.) vielleicht nicht so präzise formuliert worden. Die Gretchenfragen im Prolog lauten: „Kann die moderne Biologie etwas zum Streit über die Natur des Menschen beitragen?“ (S.12) st der Mensch von Natur aus gut oder böse? Wie steht es um das Verhältnis von Natur und Kultur? Bis ins 19. Jahrhundert haben die Naturwissenschaften wenig zur conditio humana beitragen können, so der Autor, das habe sich aber seitdem geändert und die These von Martin Bleif lautet: vielleicht könne die Biologie heute an einigen Stellen in die Rolle des Schiedsrichters treten….“ so begann unser > Lesebericht: Martin Bleif, Das Tier in uns. Die biologischen Wurzeln der Menschheit.

Heute hatten wir die Gelegenheit, Professor Bleif in unserem > Online-TV-Studio zu emfangen und ihm einige Fragen zustellen:

Ihr Buch Das Tier in uns. Die biologischen Wurzeln der Menschheit aus vier Büchern: I. Evolution, II. Gene, III. Zellen und IV. Gehirn – ist das auch eine Art Bauplan des Menschen?

Sie sprechen von einer „Die Welt als ein mehrgeschossiges Gebäude“ (S. 11 ff.) und „Die Welt in Stockwerken“ (S. 13 ff.) – zunächst fällt auf, dass sie die Welt und den Menschen, so wie es auch ist, untrennbar miteinander – qua der Wissenschaften, die ihn beschreiben – mit einander verbinden. Ohne Kooperation der Wissenschaften und ihren Disziplinen kommen wir also nicht weiter?

Die erste Gretchenfragen in Ihrem Prolog lautet: „Kann die moderne Biologie etwas zum Streit über die Natur des Menschen beitragen?“ (S.12) Wie antworten Sie auf diese Frage?

Die zweite Gretchenfrage in Ihrem Prolog: Ist der Mensch von Natur aus gut oder böse?

Sie stellen in Ihrem Buch ein Verhältnis von Natur und Kultur vor, das nicht unbeindgt wirklich in dieser Form so Allgemeingut ist?

Was meinen Sie mit der These: das vielleicht die Biologie heute an einigen Stellen in die Rolle des Schiedsrichters treten könne?

Der Abschnitt „Eine Welt in Stockwerken“ des Prologs in > Das Tier in uns erläutert den Aufbau der Wissenschaften in der Welt, in der für jedes Stockwerk eine Disziplin zuständig ist: Im Keller die noch nicht verstandene Physik, im ersten Stock die Chemie mit der organischen Chemie und der Biochemie. Dann kommen wir im 2. Stock zu den Lebewesen und der Biologie, Psychologen, Linguisten und Kulturwissenschaftler kommen hinzu. Im dritten Stock befindet sich die Kultur. Dieses Resümee vereinfacht den Prolog eigentlich in unzulässiger Weise, trifft das Resümee dennoch den Kern Ihrer Überlegungen, was ist Ihnen dabei besonders wichtig?

Teil I Evolution: Auf S. 99 beginnt eine erste Zwischenbilanz mit der Feststellung: „… die moderne Theorie der Evolution taugt gleich aus zwei Gründen nicht zum Kronzeugen für ein pessimistisches Menschenbild.“ (S. 100) Könnten Sie das begründen?

Teil II Gene: Und wieder gibt es eine Gretchenfrage: „Wie weit reicht die Macht der Gene?“ (S. 170)

Teil III Zellen: Die Zutaten für den Menschen sind weitaus geringer als die für ein Hochzeitsmahl (vgl. S. 243).

Welche Theorien gibt es für das Entstehen der Zellen und damit für das Leben? Viele Exkurse bieten auch in diesem Teil genügend Stoff für Referate eines Kurses, in dem Schülerinnen und Schüler sich mit der Zellbiologie beschäftigen: „Mit der Erfindung der ersten Zelle wurde das Leben erfunden.“ (S. 309) Wieder gibt es eine Gelenkstelle, in der Atome und die Freiheit der menschlichen Existenz (S. 311-322 und S. 353 f.) hier belegen, wieso die vier Bücher in diesem Buch nicht getrennt werden dürfen, weil sonst die These der Autors und wir eben nicht zu verstehen ist.

Teil IV Gehirne: In der vierten Zwischenbilanz geht es um die „Grenzfläche zwischen Mensch und Tier“ (S. 499-505).

Im Epilog kommt Martin Bleif auf den Begriff der > Freiheit zurück, zu dem die Biologie anscheinend nichts beizutragen habe, aber dennoch gilt, kein anderes Tier habe sich stärker von seinen biologischen Wurzeln und von genetisch programmiertem, instinktiv motiviertem Verhalten emanzipiert als wir.“ Und „der Schlüsselsatz in diesem Buch: „Menschen sind ihre biologische Grenzen und ihre Freiheitsgrade.“ (S. 534)

Martin Bleif
Das Tier in uns. Die biologischen Wurzeln der Menschheit
Stuttgart: Klett-Cotta
1. Aufl. 2021, 624 Seiten, Gebunden mit Schutzumschlag. mit Abbildungen
ISBN: 978-3-608-96486-8