David Bainbridge wuchs in den frühen 1980er-Jahren als Teenager in Essex auf. Er hat an der University of Cambridge Zoologie und Veterinärmedizin studiert und unterrichtet dort Klinische Anatomie der Nutztiere. Mit seinem Buch > Wir Middle-Ager. Unsere besten Jahre, das Dieter Fuchs übersetzt hat und das in diesem Frühjahr bei Klett-Cotta erschienen ist, stellt er die für die Middle-Ager entscheidenden Fragen: Was verändert sich in dieser Lebensphase im Gehirn und in ihren Körpern? Stimmt es eigentlich, dass Menschen im mittleren Alter konservativer und unflexibler werden? Gibt es überhaupt eine Midlife-Crisis? Hat der Alterungsprozess auch Vorteile? Scheint alles nicht so recht oder gar nicht zu stimmen, wenn man den Untertitel dieses Buch als Programm versteht: Unsere besten Jahre. Die Jüngeren gäben viel darum, die Erfahrung der Middle-Ager zu haben und trotzdem so jung zu sein. Mit dem Altwerden hat dieses mittlere Lebensalter nichts zu tun, davon zeigt sich Bainbridge überzeugt, worin ein bisschen Entwicklungsbiologie und einige Einblick in das Gehirn, ihn bestärken. Immerhin es gibt dennoch einige schlechte Nachrichten für die Middle-Ager, die der Autor sich und dem Leser zuliebe in ein Kapitel stopft. 5. Schlaff? Faltig? Grau? Warum?, (S. 79-95): Zusammenfassung: Ist so, sagt der Biologe. Ein bisschen Übergesicht (S. 96-112) kommt noch dazu.
Dann aber: (Teil II). „Der Triumph des mittel-alterlichen Gehirns“, S. 13 ff. Neidpotential für die Jüngeren, die ihrerseits auch lernen müssen, dass die ihnen voranschreitende Generation nun mal ein bisschen mehr Erfahrung hat und sie von ihnen lebenslang etwas lernen können und sollten. Und hier geht Bainbridge in die Einzelheiten. Richtig gut kann das Gehirn eigentlich nichts so richtig, aber es nötigt im mittleren Lebensalter seinem Besitzer schon einige Respekt ab. Erfahrung und die besonderen Funktionen des Gehirns bewältigen spielend die mit dem Alter steigenden Defizite des Gehirns. Das Langzeitgedächtnis läuft zu seinen Höchstformen auf – immer mehr Gelegenheiten zur Proustschen unwillkürlichen Erinnerung bieten sich, von denen die Jüngeren noch nicht einmal träumen können. Die Anpassung des Gehirns ist ein Wunder und ein Beweis für den „Höhepunkt seiner Macht“ (S. 132)
Ist der Eindruck, die Zeit vergeht immer schneller, je älter man wird, eigentlich zutreffend? Nein, natürlich nicht sagt man nach der Lektüre dieses Buches. Die Theorie, heute werde alles schneller, wird dennoch immer so gerne angeführt. Aber ein 20-Jähiger musste um 1789 in Paris auch das Gefühl bekommen, jemand habe bei der Geschwindigkeit der Welt ganz erheblich auf die Tube gedrückt.
Teil III. „Je oller, desto toller. Liebe, Sex, Kinderkriegen und das Leben jensaeits der vierzig“ (S. 209 ff.) 13.“Schluss mit Sex?“ Natürlich nicht. (S. 226 ff)
Übrigens. Die Midlife-Crisis gut es nicht. (S. 249, S. 263) Und das erklärt der Biologe Bainbridge auf den folgenden Seiten auf sehr einleuchtende Art und Weise. Da wird sein Buch fast schon zu einer Kurzfassung eines Biologie-Lehrbuchs. Das ist echt kurzweilig, wie der Autor die verschiedenen Körperfunktionen vorführt und erklärt. Alles läuft auf die wichtigste Frage und das letzte Kapitel 18. „Wirst du mich auch morgen noch lieben?“ hinaus. Hier geht es um den Zustand der Ehen im Middle-Age Alter, die erstaunlich robust sind, wofür der Biologe wieder einen ganzen Strauß von Erklärungen bereit hält. Die Liste aller Vorteile, die die Middle-Ager auf sich vereinigen, ist beeindruckend und jeder einzelne könnte ein neues Kapitel in diesem Buch werden.
Bainbridge spricht ausführlich über das mittlere Lebensalter in diesem Buch und führt nebenbei praktische Biologie vor, da habe ich mehr verstanden als damals im Biologieunterricht.
David Bainbridge
> Wir Middle-Ager. Unsere besten Jahre
Aus dem Englischen von Dieter Fuchs (Original: Middle Age. A Natural History)
1. Aufl. 2013, 345 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-608-94743-4