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Leseberichte Sachbuch

Lesebericht: Rainer F. Schmidt, Kaiserdämmerung Berlin, London, Paris, St. Petersburg und der Weg in den Untergang

15. Oktober 2021 | Autor: Heiner Wittmann

Lesebericht: Rainer F. Schmidt, Kaiserdämmerung Berlin, London, Paris, St. Petersburg und der Weg in den Untergang

Die „Urkatastrophe“ und die Frage nach der >Verantwortung für den Ersten Weltkrieg zusammen mit den Stichwörtern „Selbstauskreisung“ oder „Einkreisung“ stehen am Anfang der Untersuchung > Kaiserdämmerung „Berlin, London, Paris, St. Petersburg und der Weg in den Untergang“ die Rainer F. Schmidt, Professor für Geschichte und Didaktik der Geschichte an der Universität Würzburg jetzt vorgelegt hat. Zwar ist dieses Werk sehr umfangreich, aber es ist in erster Linie eine präzise Bestandsaufnahme, mit dem zunächst die „Signatur der Epoche um die Jahrhundertwende“ (S. 49-103) mit dem die exogenen und endogenen Faktoren von Wandel und Diskontinuität und Kontinuität in den Blick genommen und interpretiert werden.

Denkt man an die Schnelligkeit, mit der Europa 1914 in den Krieg schlitterte, so bekommen die Seiten über die Kommunikationsrevolution (S. 51 ff.) ein ganz besonderes Gewicht. Hinzu kommt die „atemberaubende Geschwindigkeit und das enorme Ausmaß des demographischen, des industriellen und kommerziellen Wachstums in Deutschland“ (S. 57). Die Lektüre dieser Seiten wird Sie dazu verführen, dieses ganze Buch zu lesen, denn hier wird Geschichte als Rekonstruktion einer ganzen Epoche erzählt. Der Erzählstil des Autors ist hier entscheidend, hat er doch kein nur vor Fakten starrendes Geschichtsbuch verfasst, sondern er kann Geschichte erzählen und führt den Leser zu neuen Einsichten, die ihm das Verständnis dieser Epoche erleichtern. Dieses Buch ist ein so gelungenes Beispiel dafür, wie die Lektüre der ersten Seiten, sie in dieses Buch und in diese Epoche hineinziehen wird. Dabei verblasst rasch der erste Eindruck bezüglich des Umfangs dieses Buches, das wohl ohne Zweifel ein Standardwerk werden wird. Ein Werk, das künftig in keiner Bibliographie über den Ersten Weltkrieg fehlen darf.

Neben den Ereignissen widmet Rainer F. Schmidt der Darstellung der handelnden Personen eine große Aufmerksamkeit, viele bekannte Namen aber der Leser wird auch mit unbekannteren Personen vertraut gemacht. Was tat Benno von Siebert in der Nacht zum 18. Mai 1914 vor dem Panzerschrank des russischen Botschafters in London? S. 484 ff.

Das 3. Kapitel „Zur Anatomie des Wilhelminischen Reiches – Strukturen und Kräfte zwischen 1890 und 1914“ stellt das Reichsgebiet, die demographische Entwicklung, das Militär, das Parteiensystem, alle Interessengruppen einschließlich des Antisemitismus vor und die Wirtschafts- und Sozialstruktur des Kaisereichs vor. Auf die Darstellung der Innenpolitik der Wilheminischen Ära von 1890 1914 mit den Kanzlerschaften von Leo von Caprivi, Fürst Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst, Bernhard von Bülow und Theobald von Bethmann Hollweg folgt die Analyse der Außenpolitik in der Wilhelminischen Ära von 1890 -1914 mit den verschiedenen Ansätzen einer „Weltpolitik“ und den Weg in die Isolation (1901-1909).

Im 6. Kapitel werden die Gründe untersucht, die zum Kriegsausbruch 1914 führten, das Kalkül der Regierungen, die Julikrise und ihre Eskalation. Im 7. Kapitel werden die Kriegsjahre von 1914-1918 dargestellt.  (Zur Erinnerung: Rund 70 Artikel zum Gedenken an den Ersten Weltkrieg > www.france-blog.info/category/14-18)

Die genannten Themen dieses Buches, die Entwicklung der Innen- und Außenpolitik des Wilhelminischen Kaiserreiches sowie die Analyse der unmittelbaren Ereignisse, die 1914 den Krieg auslösten, werden mit Sicherheit diese Debatten neu beleben. Mit großer Präzision durchleuchtet Rainer F. Schmidt die Ausgangspositionen und das Kalkül aller beteiligten Regierungen, gibt aber zu verstehen, dass der französische Ministerpäsident Raymond Poincaré seinen Teil zum Kriegsausbruch beitrug: „Der von Poincaré installierte Mechanismus schuf die wichtigste Voraussetzung dafür, dass das diplomatische Schachspiel im Juli 1914 in den großen Krieg mündete.“ (S. 522) Sätze wie diese lassen aufhorchen und tatsächlich legt der Autor hier machen Thesen und Gewichtungen vor, die geeignet sind, unser Bild dieser Epoche und des Krieges zu modifizieren. Ab er im Grunde genommen bleibt es dabei: „Mindestens ebenso wichtig aber war, dass man die Krise entfacht hatte, ohne sich Gedanken zu machen, wie man daraus ohne Krieg wieder herauskommen konnte.“ (S. 540) Diese Bemerkung gilt für alle beteiligten Regierungen.

Die Urkatastrophe war mit dem Kriegsende noch nicht vorbei. Es folgte in Deutschland eine Revolution und die Belastungen der neuen Republik, die von allen Seiten angefeindet wurde, mussten in ihren Untergang führen. Aber dennoch spricht sich der Autor mit Nachdruck gegen die These aus, das Kaiserreich habe den Weg zur Nazidiktatur geführt habe: „Die Entwicklung der Geschichte zwischen 1871 und 1945 war offen, und ihre Gang nicht vorgezeichnet.“ (S. 795)

Versprochen. Unsere Redaktion wird sehr bald dieses Buch ganz lesen.

795 Seiten, denen ein Quellen- und Literaturverzeichnis, die Anmerkungen und ein Literaturverzeichnis folgen.

Rainer F. Schmidt
Kaiserdämmerung
Berlin, London, Paris, St. Petersburg und der Weg in den Untergang
Stuttgart: Klett-Cotta
1. Aufl. 2021, 880 Seiten, Gebunden mit Schutzumschlag. 17 Abbildungen und eine Karte
ISBN: 978-3-608-98318-0

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