Der Band > Der unangepasste Mensch. Unsere Psyche und die blinden Flecken der Evolution von Martin Brüne, Professor für Psychiatrie an der Ruhr-Universität in Bochum und geschäftsführender Oberarzt an der dortigen LWL Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie ist gerade bei Klett-Cotta erschienen. Auf den > Lesebericht: Der unangepasste Mensch folgt hier unser Interview mit Martin Brüne: Nachgefragt. Trotz aller Perfektionsmöglichkeiten der Natur und der Anpassungsfähigkeit des Menschen gibt es Probleme nicht nur mit der Entwicklung unserer Organe auch mit unserer Psyche und mit Infektionskrankheiten aller Art. Diese Störungen haben offensichtlich etwas mit dem Bauplan des Menschen zu tun. Wir wollten wissen: Sind da Fehler entstanden? Ein „fehlerhaftes Design“?
Wir haben Professor Brüne gefragt, ob ihn die Corona-Pandemie ihn sehr überrascht habe? Konnte man so ein Ereignis über kurz oder lang erwarten?
Lange Isolation im Homeoffice, Familien auf engstem Raum, was macht das mit unserer Psyche?
Der Mensch ist viel schneller als die Evolution, die kann mit ihm so gar nicht Schritt halten. Ist der Mensch dann aber auch der Leidtragende?
Um das alles zu verständlich zu machen, fängt Martin Brüne mit seiner Untersuchung ganz von vorne mit dem ersten Erscheinen unserer Vorfahren an und entwickeln eine faszinierende Reise durch unsere Evolutionsgeschichte. Hat uns die Evolution ab einem bestimmten Punkt alleingelassen?
Unsere Blogredaktion schreibt „nach der Lektüre ist der Leser etwas abgeklärter, im Sinne von, er kann manche Dinge besser einordnen, z. B. Stress, den wir alle manchmal kriegen, oder psychische Probleme jeder Art, eben auch Depressionen, die unsere hektische Zeit so gerne verursacht.“ Stimmt das?
Brüne schreibt, Sozialverhalten jeder Art erzeugt Stress: die Hackordnung war früh angelegt: S. 27 ff. Spätstarter, Geschlechtliches, und Sesshaftigkeit all das ist uns in die Wiege gelegt worden?
Die Neandertaler und deren Hinterlassenschaften in Form von Genen beschäftigen uns bis heute. Hier geht es schon los: Krankheiten hat er uns auch vererbt und die Evolution hat die anscheinend nicht in den Griff bekommen, Stichwort Depressionen (S. 85 ff.). Kann man Depressionen so erklären?
Der Mensch ist ein Ökosystem. Dieser Aussage wird man zustimmen, wenn man „Evolutionäres über den Darm“ (S. 122-139) gelesen hat. Warum konzentrieren Sie sich gerade auf den Darm?
Stress und Genetik verdient ein eigenes Kapitel , weil Stress nicht nur aufgrund unserer Gene, sondern auch aufgrund all dessen was wir unserem Körper antun und zumuten für besonders viele Krankheiten verantwortlich ist. Manche Funktionen in unserem Körper sollten Stresssituationen verstehen, bewerten und abzubauen. Wieso geht das manchmal nicht und was kann man daraus lernen?
Man meint, der Mensch sei sehr anpassungsfähig an die Natur… aber die Natur ist es nicht- Die Umweltsünden jeder Art machen das Verhältnis von Mensch und Natur noch zusätzlich kompliziert – sie kann mit ihrer Reaktion/Entwicklung nicht mehr Schritt halten.
Was bleibt uns zu tun? Behandlung und Krankenhäuser? Der Leser spürt, dass Brüne in diesem ganzen Buch an die Ursachen und an eine ganzheitliche Behandlung denkt. Brüne hat auch einen Leitspruch: „Ohne Empathie und Zuwendung taugt die beste Medizin nichts“ (S. 278) verbunden mit der „Regulierung und Einhaltung der richtigen Nähe“ zwischen Patienten und Psychotherapeuten.
Martin Brüne
> Der unangepasste Mensch
Unsere Psyche und die blinden Flecken der Evolution
1. Aufl. 2020, ca. 352 Seiten, gebunden
ISBN: 978-3-608-96418-9