Lesebericht: Bernhard Heckler, Das Liebesleben der Pinguine

Der Roman > Das Liebesleben der Pinguine von Bernhard Heckler führt uns ins digitale Zeitalter, in unsere Zeit, in der trotz aller Technik, Laptops, Smarphones, New-Age-Sextoys und Selfies eingeschlossen, die alten Gefühle die die Liebe schon immer begleiteten, wie die Eifersucht an erster Stelle, noch sehr präsent sind.

Sascha und Nura sind zusammen, Sascha muss wegfahren und es gibt den Kuss zwischen ihr und Niko, der den Kuss an Sascha berichtet… . Aufwühlende Zeiten kurz nach dem Milleniumstart. 20 Jahre sind vergangen Niko ist mittlerweile ein Star in der Social-Media-Welt und Nura erfindet Geschichten für Rendez-vous in der Onlinewelt.

Als Sascha wieder Nura begegnet, hat Niko gerade ein Beziehung mit seinem Istanbuler Freund Farjad geknüpft. Alles ziemlich kompliziert. Zufälle dirigieren die Geschichte, die Heckler so einfühlend erzählt. Seine Personen sind einfach da und bei Pinguinen halten Liebschaften ein ganzes Leben lang, vielleicht auch wenn man sich zwischendurch mal etwas aus den Augen verliert.

Es geht schon so los, nackt laufen Niko und Sascha 2001 über die Lichtung und Sascha hat gleich ein Bedürfnis und erzählt gleich von Freiheit und bestätigt Niko, er sei sein bester Freund. Wie war das 1973? Mit Franco und Antonella? 2019 hat sich Niko gewaltig verändert. Er ist jetzt 36 und arbeitet bei Herbalife, 14000 Follower hat er auf Instagram. Das Treffen mit Sascha liegt ihm überhaupt, zunächst ist er grob zu ihm, dann unterhalten sie sich. Nichts verbindet beide – außer Nura. Als sie Sascha wiedertrifft, sprechen sie über die Erlebnisse der vergangenen Jahre, alles sagt sie nicht, zwar beichtet sie ihm, dass sie mit Niko zusammen war, aber nicht, dass das zehn Jahre gedauert hat. Sie kommen wieder zusammen.

Und dann erscheint doch noch ein echter Pinguin mit der Nummer 23: S. 130 ff. Ach und dann treffen sich Nura und Niko wieder: „Zwei, die zusammen erwachsen geworden waren…“ (S. 162) – und Nura ist schwanger von Sascha.

Vor- und Rückblenden lassen die lineare Erzählung hinter sich und lassen ein enges Beziehungsgeflecht zwischen den Protagonisten entstehen, das von Erinnerung, Erwartungen, Sehnsüchten, Eifersucht und andauernde Zuneigung geprägt ist. Dauerhaft verletzt erinnern sie sich an vergangene Zeiten und erleben das Gefühl dass die Jahre Wunden vertiefen und oder sie auch heilen können?

Sascha: „Von mir aus, Arschloch. Dann reden wir halt, Aber ich muss dir noch etwas sagen, sagt er , aber das erübrigt sich schon im nächsten Moment als Nura um die Ecke biegt.

Die Beschreibung der Charaktere ist so gut gelungen. Einige bleiben sich treu, andere verändern sich und dann passen alle auf irgendeine neue oder alte Weise doch wieder zusammen. Brüche, Konstanten und allmähliche Veränderungen über 18 Jahre gehen nicht spurlos an ihnen vorüber. was ist stärker? Die Erinnerung, die Ablehnung oder die Liebe?

Bernhard Heckler
> Das Liebesleben der Pinguine
Roman
Tropen
1. Aufl. 2021, 208 Seiten, gebunden
ISBN: 978-3-608-50482-8