Nachgefragt : Luisa Neubauer, Bernd Ulrich: Noch haben wir die Wahl. Ein Gespräch über Freiheit, Ökologie und den Konflikt der Generationen

Luisa Neubauer, Bernd Ulrich, Noch haben wir die Wahl„Die jüngste Hochwasserkatastrophe mit dem nie vorher erlebten Desaster an Zerstörungen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen begann mit einem außergewöhnlichen Starkregen, der in bestimmen Zonen auf eine offenkundig gut versiegelte Landschaft traf, wo kleine Gewässer keinen Raum mehr hatten sich auszudehnen. Eine Verkettung vieler sehr unglücklicher Umstände, zu denen aber auch der Klimawandel gehört, der ohne Zweifel auch als eine Ursache betrachtet werden muss.

Kurz vor der Bundestagswahl wird auf einmal in (fast) allen Parteien aufs Tempo gedrückt, das Klima steht überall ganz oben auf der Tagesordnung. Ein großer Autobauer glaubt allen (elektrisch) davon fahren zu können, in dem er die Abschaffung des Verbrennermotors noch in diesem Jahrzehnt ankündigt,“ so fängt unser > Lesebericht: Luisa Neubauer, Bernd Ulrich: Noch haben wir die Wahl Ein Gespräch über Freiheit, Ökologie und den Konflikt der Generationen an, auf den gemäß unserer Blog-Gewohnheiten „Nachgefragt…“ folgt.

Heute haben wir mit Bernd Ulrich, stellvertretender Chefredakteur der ZEIT ein Interview über sein Gespräch mit Luisa Neubauer geführt: Wir haben ihn gefragt: Ist die jüngste Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ein Weckruf, der uns an die den Klimawandel und seine Folgen erinnert?

Auf unserem Blog steht: „Noch streiten sich die Gelehrten, ob Kipppunkte mit irreversibler Schädigung des Klimas durch CO2 bereits erreicht sind und ob ein Stopp der Erderwärmung  auf  1,5 Grad sich überhaupt noch realisieren lässt.“ Wie ist heute der Stand der Dinge in dieser Hinsicht?

In dieser Situation kommt Ihr Band > Noch haben wir die Wahl, der Ihr Gepräche mit Luisa Neubauer enthält mit dem Untertitel Ein Gespräch über Freiheit, Ökologie und den Konflikt der Generationen bei Tropen genau zum richtigen Zeitpunkt. Sie beide wollen mit Ihrem Gespräch uns auf mehrere Zäsuren vorbereiten. Zum einen geht es um die Auswirkungen der Klimakrise, deren Effekte sich immer deutlicher zeigen, zum anderen nehmen sie das Ende der Ära Merkel in den Blick und die damit einhergehende Neujustierung der Politik. Welche Chancen gibt es heute für eine Neuorientierung der Klimapolitik?

Luisa Neubauer freut sich über die jüngst vom Bundesverfassungsgericht die an die Bundesregierung Aufforderung, die offenkundig vernachlässigten Freiheitsrechte der jungen Generation besser in den Blick zu nehmen und die bestehenden Gesetze im Kampf gegen den Klimawandel zu schärfen. Ist sie zu Recht ungeduldig? Haben die Parteien den Klimawandel jetzt genügend im Blick?

Stimmen Sie Luisa Neubauer zu, wenn sie sagt: „Und gleichzeitig müssen wir den Menschen nun erklären, dass die Pandemie im Kontext der ökologischen Krisen praktisch als Aperitif des Jahrhunderts zu verstehen ist.“ (S. 39)?

„Klimaschutz ist Freiheitsschutz,“ erklärt Neubauer und erinnert an die jüngste Entscheidung des  Bundesverfassungsgerichts… Folgen Sie ihr bei der Verknüpfung von Klima und Freiheit?

17 Fehler der Journalisten in der Klimakrise (S. 59-61) wirft Luisa Neubauer den Medien vor. Haben diese bisher wirklich so viel in dieser Debatte versäumt verpasst oder gar ignoriert?

Es steht ein Wechsel im Bundeskanzleramt an, Sie ziehen beide in Ihrem Gespräch eine Bilanz der Ära Merkel: „Ihr Politikstil, sagen Sie, war vorauseilende Anpassungen an das zu erwartende, nicht immer an das für das Land zuträgliche Ereignis“ (S. 80) und füge hinzu „… diesem auf erfolgreiche Weise Nicht-Programmatischen“ (S. 81) – hat BK‘ Merkel die Klimakrise genügend im Blick gehabt?

Das 1,5-Grad-Limit: Handeln die Parteien aus innerer Überzeugung oder nur weil andere dieses Limit auch fordern?

Ich finde es interessant, wie Sie beide in Ihrem Gespräch, vor allem im Kapitel 9 die Klimakrise in einen größeren Zusammenhang einordnen: „soziale Gerechtigkeit“ (vgl. S. 139) und in die historische Dimension mit ihren Zusammenhänge mit der „kolonialen, rassistischen Ausbeutung“ (S. 145). Wäre das ein Ansatz, die globale Bedeutung der Klimapolitik besser rüberzubringen?

Im Mittelpunkt Ihres Gesprächs steht auch der Generationenkonflikt zwischen den „heute 80-jährigen, die Boomer und die Generation von Neubauer“, statt Konflikt kann man aus dieser Konfrontation nicht auch etwas Pädagogisches gewinne, ein Dialog, der zu neuen Lösungen führt… ?

Und dann haben sie beide über das Verhältnis von Wissenschaft und Politik gesprochen Wer folgt wem? Sie beklagen, dass die „Kluft zwischen Erkenntnistiefe und Erkenntnistiefe“ immer größer werde. Konkret: „Wir greifen immer mehr in eine Natur ein, von der wir radikal zu wenig wissen“ (S. 169), vermitteln Sie das auch Ihren Lesern?

Was passiert, wenn die Klimaziele realisiert worden sind? Sie haben eine klare und prägnante Formel dafür: „Denkweise verändern zu postfossil und postdominant“. (S. 175)

Zum Weiterlesen

> Fridays for Future

> Emmanuel Macron schlägt ein Referendum zum Klima vor – 29. Dezember 2020

> Die Vorschläge des Bürgerkonvents für das Klima/Les propositions de la Convention Citoyenne pour le climat – 29. Juni 2020

> La France s’engage pour le #OnePlanetSummit – 24. April 2021

> Klimawandel. Nachgefragt. Wir fragen Pierre-Yves Le Borgn’ – 19. Juni 2019

Luisa Neubauer, Bernd Ulrich, Noch haben wir die WahlLuisa Neubauer, Bernd Ulrich
> Noch haben wir die Wahl
Ein Gespräch über Freiheit, Ökologie und den Konflikt der Generationen
1. Aufl. 2021, ca. 208 Seiten, gebunden
ISBN: 978-3-608-50520-7

 

> Lesebericht: Luisa Neubauer, Alexander Repenning, Vom Ende der Klimakrise Eine Geschichte unserer Zukunft – 14. November 2019 :

> Nachgefragt: Luisa Neubauer, Alexander Repenning, Vom Ende der Klimakrise Eine Geschichte unserer Zukunft – 4. September 2019