Deas#CoronaVirus und die Isolationswochen zu Hause sind eine gute Gelegenheit, mal wieder einen Kriminalroman, wie den von Keigo Higashino > Unschuldige Täter zu lesen. Wie so oft üblich, beginnt der Fall mit einer Leiche, diese wird am Strand von Harigaura gefunden. Ein Fall, hingefallen, verletzt und tot.
Es sind Zufälle und merkwürdige Umstände, die eine alte Weisheit erneut widerlegen, das perfekte Verbrechen gibt es nun mal nicht. Kurz bevor die Leiche freigegeben wird, kommt es doch noch zur Obduktion mit einem überraschenden Ergebnis; auf einmal ist alles ganz anders. Nach der Untersuchung der Leiche wird der Tote zum Opfer. Die neue Sachlage ruft die Lokalpolizei und die Polizei in Tokio auf den Plan. Man forscht nach und ermittelt in alle Richtungen, wo das Opfer sich aufgehalten haben könnte, man will sogar wissen, was es wo und ungefähr wann gegessen hat. Mit wem es zusammengetroffen ist. Derweil vergessen Sie als Leserin oder Leser ihre Umgebung. Ganz behutsam trägtKeigo Higashino die einzelnen Elemente zusammen, da sind Fakten, Erinnerungen, eine alte Verbrechensakte und wieder Zufälle, die plötzlich die Ermittlungen in eine andere Richtung laufen lassen.
Die Versuchung ist groß, auf die einzelnen Charaktere hier einzugehen, die Higashino so meisterhaft gezeichnet hat. Alle Beteiligten verfolgen ihre eigenen Interessen, viele von ihnen merken noch nicht, dass sie aus verschiedenen Gründen zur Aufklärung beitragen können. Die Polizei in der Hauptstadt kümmert sich auch um den Fall, wahrend in der Provinz eine Sonderkommission eingerichtet wird. Alles sagt man sich nicht, das müssen erst die Beamten vor Ort selber herausfinden und doch wird durch dieses Verwirrspiel die Linie, die zum Mörder führt allmählich immer besser erkennbar.
> Lesebericht: Keigo Higashino, Heilige Mörderin
Keigo Higashino,
> Heilige Mörderin
Kriminalroman, aus dem Japanischen von Ursula Gräfe
1. Aufl. 2014, 316 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-608-98012-7
Ort der Handlung in > Unschuldige Täter ist eine alte ziemlich heruntergekommene Pension Grüner Felsen in Harigaura, die Onkel Shigehiro und Tante Setsuko von Kyohei gehört, der von seinen Eltern zu ihnen geschickt wird, solange sie auf Geschäftsreise nach Osaka fahren müssen. In dem Ort findet eine Anhörung statt, bei der das Unternehmen DESMEC seine Pläne für die Erkundung des Meeresbodens hinsichtlich der Förderung von Bodenschätzen offenlegen soll. Narumi, die Tochter der Pensionseltern ist Aktivistin und nimmt mit Motoya Sawaruma an der Veranstaltung teil. Matsasugu Tsukahara, der sich im Grünen Fels eingemietet hat, ist auch mit dabei. Nach seinem Abendspaziergang, kommt er nicht mehr zurück.
Spätestens jetzt ist die Neugier der Leser geweckt. Ein Sturz? War er gleich tot? Die Polizei durchsucht sein Zimmer in der Pension und entdeckt, dass der Tote Mitglied der Polizeigewerkschaft war. Aber wer könnte ein Motiv gehabt haben? Kannte das Opfer in Harigaura jemanden? Solche Spuren sind schwer zu finden, da niemand was von ihm weiß. Niemand? Man wusste nur, dass er sich in der Pension eingemietet hatte. Warum war er, der mit dem Reverskragen, bei dem Hearing im Bürgerhaus dabei?
Alle Spuren werden nicht ausgelegt. Als Shigehiro und sein Neffe Kyohei rausgehen, um ein bisschen Feuerwerk abzubrennen, wird nicht alles erzählt, um dem Leser – wie der Polizei – das Kombinieren nicht allzu leicht zu machen. Die Spannung ist optimal angelegt und Lesepausen möchte man sich nur für kurze Zeit gestatten.
Nach und nach gelingt es der Polizei ein Bewegungsprofil des Opfers zu erstellen und man lernt viel über die Konstruktion von so richtig guten Kriminalromanen. Das Besondere an den Büchern von Higashino ist die Beteiligung des Lesers an der Bewertung der Indizien. Gerade hier in > Unschuldige Täter kann besonders gut das Erscheinen von Indizien verfolgt werden, die von der Polizei ausgewertet aber auch dem Leser zur Prüfung ihrer Stichhaltigkeit überlassen werden. Aus dieser Beteiligung an den Ermittlungsaktivitäten der Polizei erwächst eine beachtliche Spannung für den Leser. Manche Spuren scheinen absurd, erweisen sich aber hinterher doch als zielführend. Es ist nicht einfach, dieses komplizierte Mosaik zusammenzusetzen. Und dann ist/sind da der oder die Täter? Sind sie gar unschuldig?
Keigo Higashino,
> Unschuldige Täter
Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe
(Orig.: Manatsu no Hoteishiki / A Midsummers Equation)
1. Aufl. 2020, 428 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-608-50413-2
Keigo Higashino,
> Unter der Mitternachtssonne
Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe (Orig.: Byakuyako)
1. Aufl. 2018, 720 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, Lesezeichen
ISBN: 978-3-608-50348-7
Keigo Higashino
> Ich habe ihn getötet. Inspektor Kaga ermittelt
Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe (Orig.: Watashi go kare)
1. Aufl. 2016, 352 Seiten,
ISBN: 978-3-608-98306-7