Spannung pur. Dieser Krimi aus Südafrika ist ähnlich wie ein Drehbuch geschrieben. Viele kurze Szenen wechseln einander ab, ereignen sich parallel, manchmal hintereinander, überschneiden sich, manchmal laufen sie auf ein Ereignis zu, wieder gibt es Tote.
Ein Raubüberfall, ein Ehepaar wird überfallen. Der Moment bietet sich, eine Frau greift zu der Waffe, die einer der Räuber verloren hat, erschießt ihren Mann, lange hat sie nicht gezögert, da war kein Plan dahinter, aber vielleicht doch noch eine Rechnung zu begleichen? Eigentlich eine todsichere Idee, die Waffe verschwindet über der Hecke, und die Dame spielt die trauernde Witwe. Wird ihre Tat aufgedeckt oder nicht? Keine Waffe, kein Motiv? Zahlt sich das Verbrechen aus?
Bill will sein Geld bekommen, das ihm zusteht, er kommt zu spät und gerät zwischen die Fronten, wo auf einmal viele andere offene Rechnungen sich auftun. Sind das wirklich die dunklen Seiten des heutigen Südafrika, die Ghettos von Kapstadt, wo das Gesetz des Stärkeren regiert? Die Polizei hält sich meist im Hintergrund, gibt dem einen oder anderen, der gute oder alte Beziehungen zu ihr hat, den so manchen Tipp, aber im entscheidenden Moment ist sie dann doch zur Stelle.
Ein Raubmord und die Frau, die bei dieser Gelegenheit auch schießt, bringen das Unheil ins Rollen, das nicht mehr aufzuhalten ist. Die Brutalität der einen reißt die anderen mit, auch wenn diese zaghafte Versuche machen, sich diesem Wahnsinn entgegenzustellen. Aber ich werde hier ich weniger vom Inhalt preisgeben, als es der Klappentext tut. Es ist vor allem der immer schneller werdende wiederholte Wechsel der Blickrichtung, die Bewegungen zwischen vielen verschiedenen Orte, die auf ihre Weise ihre Bewohner unverwechselbar prägen. Und das sind auch die besonders krassen Fälle, ein Psychopath, der, wo auch immer er auftaucht, gewohnt ist, alle zu beherrschen. Er zieht alle um sich herum immer wieder in neue Verbrechen. Mittendrin ist ein Dok, der notdürftig fast wie ein Schiedsrichter schnell mal eben zusammenflickt und nebenbei seinen Kult mit Körperteilen treibt.
Das Buch liest sich so, wie man einen Kinofilm erlebt, und man merkt, dass Smith auch Drehbücher schreiben kann. Dieser Spannung kann man nicht entkommen. Ein Buch für eine längere Zugfahrt, da können die Mitreisenden noch so laut reden oder telefonieren, sie werden von ihnen nichts mitbekommen.
Roger Smith
> Blutiges Erwachen
Thriller
Aus dem Englischen von Jürgen Bürger und Peter Torberg (Wake up Dead), 1. Aufl. 2010, 357 S., gebunden mit Schutzumschlag, ISBN: 978-3-608-50206-0
Über den ersten Krimi von Roger Smith > Kap der Finsternis, aus dem Amerikanischen von Jürgen Bürger und Peter Torberg, steht auf diesem Blog auch ein Beitrag: ein Erstlingswerk von Roger Smith. Und dazu gibt es auch eine > Leseprobe
Roger Smith,
> Kap der Finsternis. Roman
Aus dem Englischen von Jürgen Bürger und Peter Torberg
(Orig.: Mixed Blood)
Auflage: 1. Aufl. 2009
359 Seiten:
ISBN: 978-3-608-50202-2