Lesebericht: Johanna Sinisalo, Troll: Eine Liebesgeschichte

Merkur 2008Nach den vielen Zitaten aus wissenschaftlichen Werken und den verschiedenen Mahlzeiten, die Angel seinem Troll angeboten hat, sind beide ziemlich ratlos. Der Troll will nicht fressen. (S. 34) Zugegeben, ich war schon vorher steckengeblieben und hatte mir ein anderes Buch aus dem > Tropen-Paket herausgesucht. Jetzt habe ich den Troll aber doch nochmal aufgeschlagen. Er kriegt ne zweite Chance. Eine Liebesgeschichte lautet der Untertitel. Danach sieht es zunächst gar nicht aus, als Mikael, den man Angel nennt, auf dem Weg nach Hause zu vorgerückter nächtlicher Stunde den kleinen Troll vor einer Gruppe Halbwüchsiger, die ihm möglicherwiese Böses wollen, in Sicherheit bringt. Angel wacht auf, wundert sich über seinen Traum, hört dann aber das Schlürfen des Trolls, der in der Toilette seinen Durst stillt. Angel beginnt in der Bibliothek zu forschen. Pessi nennt er seinen neuen Mitbewohner. Und Pessi wird krank und gibt seine Haare an den Elektroluxstausauger aber. Ein Arzt muss her und Angel versucht die Symptome so gut er kann am Telefon zu schildern. Der Arzt will den Hund sehen. Angel verspricht seinen Terminkalender zu konsultieren. Ein halbherziger Aussetzungsversuch scheitert. Pessi darf wieder mit nach Hause. Die Annäherungsversuche zwischen beiden sind schon etwas merkwürdig. Aber es gibt auch eine Versuchung, hin und wieder mal im Internet nachzugucken, was denn an der ganzen Geschichte dran ist. Mikael und auch seine Nachbarin erliegen dem Charme oder dem aphrodisierenden Duft des kleinen Mitbewohners. Übertreibt Sinisalo? Dann hält sie aber wieder mit aller zur Gebot stehenden Ernsthaftigkeit einen Text aus der Bibliothek oder dem Internet bereit, der der Geschichte neuen Stoff gibt und den Troll am Leben hält. Spinne, ein Freund und Tierarzt besucht Mikael und macht sich seriös wissenschaftlich dran, den Troll zu verstehen. Auf jeden Fall weiß er, dass das Halten von Trollen ein Jagddelikt ist und will aus Sorge um seine Approbation damit am liebsten nichts zu tun haben. Troll ist ein Märchen für Erwachsene. Mit Trollen habe ich mich nun wirklich noch nie viel beschäftigt, aber der zweite Leseanlauf klappte und die Geschichte paßt ins Tropenprogramm, ganz anders als die anderen Romane, aber auch wieder spannend bis zur letzten Seite, – was wird eigentlich aus dem kleinen Troll?

Johanna Sinisalo
> Troll: Eine Liebesgeschichte
Roman
Deutsch von Angela Plöger
264 Seiten,
ISBN 978-3-932170-74-4