„Was für ein Leseabenteuer ! Guillermo Arriagas neuer Roman > Das Feuer retten ist in der so gelungenen Übersetzung von Matthias Strobel bei Klett-Cotta erschienen,“ so begann der > Lesebericht: Guillermo Arriaga, Das Feuer retten auf unserem Blog.
> Nachgefragt: Matthias Strobel hat den Roman Das Feuer retten von Guillermo Arriaga übersetzt
Heute hatten wir Besuch von Guillermo Arriaga in unserem Homeoffice und wir haben mit ihm über seinem Roman gesprochen. Und so wie sein Roman selber wie ein Workshop für kreatives Schreiben oder für das Schreiben überhaupt funktioniert, mit den vielen verschiedenen Stilarten, zum Beispiel der Häftlinge, die unter Anleitung von Marina sich die Seele aus dem Leib schreiben, so wurde auch dieses Gespräch zu einem Workshop über die Ästhetik der Literatur. Was kann sie für eine Wirkung haben? Wo schreibt man? Kann die Literatur bestimmte Umstände verändern.? Klar sagt Sartre, wenn etwas benannt wird, ist es schon anders, hat es seine Unschuld verloren. Arriaga ist vielleicht noch radikaler mit seiner Ästhetik, ihm nach kann Literatur dem Leser (hier auch inhaltlich) buchstäblich den Kopfverdrehen. Literatur ist ein 360° Grad Rundumblick. Und was sie alles in den Blick nimmt! > Das Feuer retten beobachtet die Begegnung verschiedener Gesellschaftssschichten:
Lesen Sie laut vor und Sie werden schnell merken, dass dieser Roman selbst eine einzigartige Schreibwerkstatt ist: z. B. „Das Leben hat sehr unterschiedliche Tempi und Rhythmen…“ S. 205 und wir haben Guillermo Arriaga gebeten, diese Passage auf Spanisch vorzulesen: sie könnte auch der Klappentext dieses Buches sein. Die plötzlich hereinbrechenden Ereignisse, die das gleichförmige Leben so dermaßen auf den Kopf stellen
Der Klappentext: “ José Cuauhtémoc vereinigt in sich all das, was Mexiko zu dem gemacht hat, was es heute ist: die Gewalt, die Ungerechtigkeit und ungleiche Verteilung, die Unterdrückung der Ursprungskultur durch skrupellose Eroberer.“ Aber um es gleich zusagen, die Kunst, das Schreiben ist für José Cuauhtémoc ein Mittel, sein Leben zu ändern. Die Literatur mit ihrer Kraft zur Veränderung, das ist doch das Thema Ihres Buches?
Sein Verhältnis mit Marina bringen beiden auf ihre Weise eine Art von Freiheit? Für Marina zumindest ein Ansporn für ihre künstlerische Freiheit, um wieder an den Titel Ihres Romans zu erinnern: Salvari el fuego.
„Der Roman beginnt mit den erbarmungslosen Bandenkrieg zwischen den Verbrecherkartellen um Einfluss, Geld und Mordtaten,“ steht auf dem Blog. Kann die Literatur daran etwas ändern?
„Seltsam, wie sich die Haftanstalt ihre eignen Sozialgesetze schafft, brutal wie draußen und zugleich geordnet mit bestimmten Regeln wie nur hier: „Wer die Küche kontrollierte, kontrollierte das Gefängnis.“ Die Aufseher schienen die Angestellten der Häftlinge zu sein. Diese interne Gefängnis-Sozialstruktur erlaubt kein Entrinnen. Wer ihr entkommt, wird sich kaum an eine andere Form des Lebens gewöhnen können. In der Haftanstalt sind nur der Willkür Tür und Tor geöffnet und hinter José schließt sich für mehrere Wochen die Tür der Einzelstrafzelle, in der er gerade nur mal stehen kann:“ Kann Ihr Roman auch als Kritik am Strafvollzug in Ihrem Lande gelesen werden?
Mitten in diesem Chaos finden sich Dienstags- und Donnerstagsvormittag Gefangene und Marina in der die Schreibwerkstatt zusammen. Sicher, sie erscheinen unvermittelt, aber die Heftigkeit ihrer Sprache, ja zuweilen geradezu ein Aufschrei, sich mittels des Schreibens neue Perspektiven zu verschaffen: Welche Bedeutung wollten sie den eingestreuten Texten der Häftlinge in Ihrem Roman verleihen?
„Heute abend ins Kino? Oder doch lieber zu Hause bleiben? Unsere Redaktion hätte da eine Leseempfehlung für Sie: Guillermo Arriaga, > Der Wilde, aus dem Spanischen übersetzt von Matthias Strobel. Die fast 750 Seiten halten mehrere Abende vor, eine Zugfahrt passt in diese Lesephase auch noch rein. Dicke Bücher sind wie verlängertes Kino, man taucht völlig ab und in diesem Buch ist es Guillermo Arriga gelungen, einen Roman zu verfassen, der durch seinen Aufbau, seine Konstruktion, weitere parallel verlaufende Geschichten, den zahlreichen und trotzdem wohl dosierten Rückblenden – oder auch Vorblenden – eine diesem Roman ganz eigentümliche Spannung verschafft, die den Leser (unerbittlich) bei der Stange hält…“ > Lesebericht: Guillermo Arriaga, Der Wilde
Guillermo Arriaga,
> Der Wilde
Aus dem Spanischen von Matthias Strobel
(Orig.: El Salvaje)
1. Aufl. 2018, 746 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-608-96177-5
Ein paar Tage nur gelesen, und zwischendurch notwendigerweise die täglichen Verrichtungen absolviert. Welch ein Leseerlebnis.
Guillermo Arriaga,
> Das Feuer retten.
Roman
Aus dem Spanischen von Matthias Strobel
1. Auflage 2022, 800 Seiten, Gebunden mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-608-98440-8