Nachgefragt: Miqui Otero, Simón. Roman

„Im Roman Simón von Miqui Otero – übersetzt von Matthias Strobel – wird die Literatur zum (Lebens-)Programm des heranwachsenden Simóns; „Alles ist in den Büchern.“ (S. 64) Genauso, wie er auf der Suche nach seinem Cousin verstand, warum Rico ihm eingeschärft hatte, „dass lesen die einzige Möglichkeit sei, viele Leben zu leben, statt nur dieses eine.“ (S. 74).

Die Figuren und Helden seiner Romane werden ihn immer begleiten, ständig präsent sein. Sie bleiben für ihn lebendig, auch wenn sein Cousin Rico plötzlich über Nacht verschwindet und Simón seinem Schicksal überlässt,“ so begann unser > Lesebericht: Miqui Otero, Simón. Roman.

Im Juli ergab sich eine Gelegenheit, Miqui Otero nach seinem Roman zu befragen:

Miqui Otero lebt in Barcelona. Er ist Schriftstellerin und Journalist und kennst die Kulturszene in Barcelona sehr gut. Im Jahr 2012 erschien sein Roman Rayos. Literaturkritiker nennen Otero den Chronisten von Barcelona. Im Jahr 2020 folgte sein Roman Simón, der jetzt bei Klett-Cotta in der
der Übersetzung von Matthias Strobel erschienen ist.

Es gibt zwei Lesarten seines Romans. Die eine ist die Geschichte des Aufwachsens von Simón, die Beziehung zu seinen Eltern, wie er zu arbeiten beginnt, die Beziehungen zu seinen Freundinnen, und die andere Lesart des Romans, ist die als eine Art Ästhetik der Literatur, die man in allen Romanen findet, aber Sie erklären ihrem Leser der Bedeutung der Literatur durch die Bücher, die Rico seinem Cousin Simon schenkt.

Cousin Simon gibt. Welche Lektüre ist für Miqui Otero die wichtigere?

Im Roman Simón wird die Literatur zum (Lebens-)Programm des heranwachsenden Simón; „Alles steht in den Büchern.“ (S. 64) Immerhin hatte Rico ihm immer wieder Rico ihm eingeschärft, „„dass Lesen die einzige Möglichkeit sei, viele Leben zu leben, statt nur dieses eine.“ (S. 74). Lesen junge Menschen heute zu wenig?

Ist Simòn ein Familienroman oder ist es auch ein Bildungsroman, der das Aufwachsen des kleinen Simón begleitet und ihn anleitet?

Simóns Heranwachsen begleitet und seine Phantasie und Vorstellungskraft anleitet und interpretiert?

Überall in Ihrem Buch gibt es Sätze, die die Tragweite von Literatur unterstreichen. Was war zuerst da? Die Idee, über Literatur zu schreiben, und dann haben Sie nach einer Geschichte gesucht und Simón gefunden, oder war Simón zuerst da und die Geschichten über Literatur kamen danach?

Ricos Verschwinden lässt seinen Cousin ratlos zurück. Simón findet den einzigen Halt in der
Literatur. Was ihm bleibt, sind die Gespräche mit den Helden der Bücher. Mit „Idealen und Hoffnungen hatte sein Cousin-Bruder ihn zu jemandem gemacht, der mit erhobener Gabe durch eine Welt geht, in der nur Suppe serviert wird.“ (S. 49) Literatur kann auf das Leben vorbereiten, gelingt das Simón?

Die Mädchen, die er trifft, wie Estela, können seine literarischen Fantasien nicht ganz teilen. Aber
Simón bleibt sich selbst treu und spielt immer wieder neue Rollen, getrieben von Fantasie und Literatur. Haben diese auch Einfluss auf seine Beziehung zu Frauen?

Im Jahr 2004 ist Simón bereits zwanzig. Und Simón liest wieder, was Rico für ihn
für ihn in einem Buch geschrieben hatte:  „Häufig vergessen wir, dass wir, um zu verstehen, wer wir sind, nicht nur wissen sollten, wo wir herkommen, sondern auch, wie wir dort hingekommen sind….“  (S. 142)

Als Rico Simón wiedertrifft, versucht er, ihm zu erklären, warum er weggegangen ist. Später,
Simòn erinnert sich an einen Satz, den Rico einmal unterstrichen hatte: „Romane sind merkwürdige Gebilde, die ihre Figuren in einen historischen Rahmen setzen, wo sie nicht unbedingt die Hauptrolle spielen…“ (S. 341).