Nachgefragt: Wolfram Eilenberger, Feuer der Freiheit. Die Rettung der Philosophie in finsteren Zeiten (1933–1943)

„2018 erschien der Band > Zeit der Zauberer. Das große Jahrzehnt der Philosophie 1919 – 1929. Jetzt liegt bei Klett-Cotta das nächste Buch von Wolfram Eilenberger > Feuer der Freiheit über Die Rettung der Philosophie in finsteren Zeiten (1933–1943) vor. Es geht um vier Philosophinnen, Simone de Beauvoir (1908–1986), Ayn Rand (1905–1982), Hannah Arendt (1906–1975) und Simone Weil (1909–1943), mit deren Lebenswegen Eilenberger zeigt, wie sie sich mit ihren Werken der nahenden Katastrophe des Zweiten Weltkriegs entgegenstellten.

Ihre Lebens- und Philosophieentwürfe gegen die Totalitarismen ihrer Epoche, als Flüchtlinge, Widerstandskämpferinnen mit dem Wort aufrecht in der Haltung schufen sie mit ihren Werken die Grundlage für eine freie Gesellschaft. Mit Recht ist Eilenbergers Buch auch ein Plädoyer dafür, ihre Werke heute wieder zu lesen, denn auch in unserer Epoche können wir mit den vier Autorinnen sehr viel über die Entwicklung der europäischen Moderne lernen. In schwieriger Zeit überdachten sie das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft, von Mann und Frau und traten unbeirrbar gegen alle Widrigkeiten für die Sache der Freiheit ein.“ So begann unser > Lesebericht: Wolfram Eilenberger, Feuer der Freiheit – 19. September 2020

Heute hatte unsere Redaktion eine Gelegenheit, mit Wolfram Eilenberger über sein Buch zu sprechen:

Wolfram Eilenberger war langjähriger Chefredakteur des »Philosophie Magazins«, ist »Zeit«-Kolumnist, moderiert die »Sternstunden der Philosophie« im Schweizer Fernsehen (> Experten ohne Volk. Wer regiert das Land?) und ist Programmleiter der »phil. cologne«. Sein Buch »Zeit der Zauberer.Das große Jahrzehnt der Philosophie 1919 – 1929« – Philosophen Ludwig Wittgenstein, Walter Benjamin, Ernst Cassirer und Martin Heidegger – erschien 2018 stand monatelang auf der »Spiegel«-Bestsellerliste und wurde 2018 mit dem »Bayerischen Buchpreis« ausgezeichnet.

Jetzt liegt bei Klett-Cotta das nächste Buch von Wolfram Eilenberger > Feuer der Freiheit> über Die Rettung der Philosophie in finsteren Zeiten (1933–1943) vor. Es geht um vier Philosophinnen, Simone de Beauvoir (1908–1986), Ayn Rand (1905–1982), Hannah Arendt (1906–1975) und Simone Weil (1909–1943), mit deren Lebenswegen Sie zeigen, wie sie sich mit ihren Werken der nahenden Katastrophe des Zweiten Weltkriegs entgegenstellten: Wieso gerade diese vier?

Simone de Beauvoir und Hannah Ahrendt sind heute bekannter als Simone Weil oder gar Ayn Rand, und Simone Weil sind bei uns eher nur Fachkreisen bekannt. Woran liegt das?

„Ihr Buch > Feuer der Freiheit so lesenswert, da er auf der Spur der vier Philosophinnen, den Leser so geschickt in ihre Lage versetzt, in dem er die Fragen rekonstruiert, die diese sich gestellt haben, um die Ereignisse ihrer Zeit zu verstehen und die Abhilfe in Worte zu fassen,“ steht in unserem Lesebericht auf dem Blog. – Wie schätzen Sie den Einfluss der vier Philosophinnen in ihrer Zeit ein?

Ihr Buch kann auch als Einführung in die Philosophiegeschichte angesichts des heraufziehenden Faschismus und Nationalsozialismus gelesen werden.

Ihre Lebens- und Philosophieentwürfe gegen die Totalitarismen ihrer Epoche, schufen diese vier Philosophinnen  mit ihren Werken die Grundlage für eine freie Gesellschaft. Mit Recht ist ihr Buch auch ein Plädoyer dafür, ihre Werke heute wieder zu lesen, denn auch in unserer Epoche können wir mit den vier Autorinnen sehr viel über die Entwicklung der europäischen Moderne lernen.

Simon Weil studierte mit Simone de Beauvoir und war in den 1930er Jahren u. a. als Gewerkschaftsaktivistin aktiv.> Simone Weils Diagnose im Winter 1943 in London ist klar und präzise: „Europa leidet an einer inneren Krankheit.“ (S. 27 = S. W., Krieg und Gewalt, Essays und Aufzeichnungen, Zürich 2011, S. 212 ff.) Man muss ihr Buch heute wiederlesen und das Gefühl erleben, dass wir Europäer heute auf einem ziemlich hohen Niveau klagen, weil manches nicht so annehmlich sei, wie wir es gewohnt sind.

Ayn Rand stammte aus  St. Petersburg, emigrierte 1936 in die USA.  Ihre Roman »The Fountainhead« (dt. »Die Quelle«) heben sie ganz besonders hervor. Warum sollten wir ihn wiederlesen?

Simone de Beauvoir entwarf mit »Das andere Geschlecht« (1949) ein neues Leitbild des Feminismus und wies den Weg für die Emanzipation der Frau. Zusammen mit ihrem Lebensgefährten Jean-Paul Sartre  (1905-1980) führte sie mit ihm einen ständigen grundlegenden Austausch über den Existentialismus.

Hannah Arendt konnte einen ihrer größten Erfolge mit  »Ursprünge des Totalitarismus« in den 50er Jahren feiern. Sie studiert die Menschenrechte von 1789 und denkt darüber nach, was mit ihnen geschieht, wenn keine Instanz mehr da sei, um sie zu garantieren? (S. 126 f.) Auf diese Weise kann man mit Hilfe von Wolfram Eilenberger in seinem Buch > Feuer der Freiheit nacheinander weitere Bausteine finden, mit denen sie ihre Kritik am Totalitarismus ihrer Zeit geformt hat.

Die Werke dieser vier Philosophinnen zeigen die Gefahren, die sich einschleichen und heute diese Freiheit bedrohen können. Geschichte wiederholt sich nicht einfach so, aber Tendenzen sind erkennbar und der > krude Populismus von heute hat auch Ursachen und Wirkungen, die heute ihre Theoretiker von Stand dieser vier Philosophinnen noch nicht gefunden haben.

 


>Nachgefragt: Wolfram Eilenberger, Zeit der Zauberer. Das große Jahrzehnt der Philosophie 1919 – 1929 – 19. März 2018 | Autor: Heiner Wittmann

Auf der Leipziger Buchmesse hat unsere Redaktion Wolfram Eilenberger getroffen und ihn nach seinem Buch, > Zeit der Zauberer. Das große Jahrzehnt der Philosophie 1919 – 1929 befragt:

Die Philosophen Ludwig Wittgenstein, Walter Benjamin, Ernst Cassirer und Martin Heidegger prägten die Jahre 1919-1929. Jeder von ihnen hat ein anderes Schicksal, und dennoch zeugen ihre Gegensätze und Gemeinsamkeiten von einer Epoche unvergleichlicher geistiger Kreativität. Wolfram Eilenberger verknüpft diese Einzelschicksale, kurze und einfühlsame Biographien mit Analysen zum geistigen, philosophischen Schaffen der genannten Philosophen in diesem Band…, Bitte weiterlesen: >  Nachgefragt: Wolfram Eilenberger, Zeit der Zauberer. Das große Jahrzehnt der Philosophie 1919 – 1929


Wolfram Eilenberger
> Feuer der Freiheit
Die Rettung der Philosophie in finsteren Zeiten (1933–1943)
1. Aufl. 2020, 400 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, mit zahlreichen Abbildungen
ISBN: 978-3-608-96460-8